Erster Auftritt vor Gericht als Adam Graham
Sturgeon betonte dabei: Sie wolle damit nicht – „nicht einmal ungewollt“ – vermitteln, dass Transgender- Frauen an sich eine Gefahr für Frauen darstellen. Es sei aber nicht möglich, einen Vergewaltiger in einem Frauengefängnis seine Strafe absitzen zu lassen.
Aber von vorne: Isla Bryson von Clydebank in West Dunbartonshire, Schottland, war 2019 erstmals vor Gericht erschienen. Damals noch unter dem Namen Adam Graham. Unter diesem hatten sie auch beide ihrer Opfer gekannt. Die 31-Jährige hatte, so die Staatsanwaltschaft - damals noch ein Mann - Frauen „gejagt“, nachdem sie diese online kennengelernt hatte. Bryson gab an, dass sie nach ihrer kurzen, unglücklichen Ehe einen Zusammenbruch erlitten hatte und daraufhin bei der Mutter ihres ersten Opfers eingezogen war.
2020 trat sie im Gericht erstmals als Isla Bryson auf und gab an, sich in „Gender Reassignment Therapy“ zu befinden. Bryson dementierte bis zuletzt alle Anschuldigungen und behauptete, die zwei Frauen würden unter einer Decke stecken. Laut Edward Targowski sei Bryson seit ihrer Entscheidung zur Transition wiederholt Opfer von „unklugen, uninformierten und unwissenden“ Kommentaren geworden.
Traumata aus Kindheit
Richter Lord Scott erkannte eine gewisse Verletzlichkeit Brysons aufgrund von Traumata in der Kindheit an. Jedoch sei diese „überhaupt keine Entschuldigung für das, was Sie diesen beiden Frauen angetan haben. Unabhängig von Ihrer eigenen Verletzlichkeit haben Sie in einem Zeitraum von knapp drei Jahren zwei Frauen vergewaltigt, die beide als verletzlich gelten können.“
Shonna Graham, Bryson Ex-Frau sieht in den Aktionen ihres früheren Ehemanns den Versuch, ein milderes Urteil zu erhalten. „Man begeht kein Verbrechen und will dann Geschlecht wechseln. Daran erkennt man, dass es für ihn nur ein großer Witz war”, sagte sie gegenüber der BBC. Shonna Graham und Adam Bryson hatten einander 2015 kennengelernt und ein Jahr später geheiratet. Graham gab an, dass Isla Bryson versucht habe, sie zu vergewaltigen und sie auch mit einem Messer attackierte.
Der Fall hat letztendlich zu einer Abänderung der 2014 beschlossenen „Gender Identity und Gender Reassignment Policy“ geführt. Diese war zusammen mit der Scottish Trans Alliance erarbeitet worden und sah vor, dass Personen entsprechend ihrem neuen Geschlecht leben wurde. Dieser Grundsatz wurde nun überarbeitet. Transgender Personen werden künftig erstmals in eine Einrichtung entsprechend ihrem Geburtsgeschlecht untergebracht. Vergangene Woche sind auch England und Wales mit ähnlichen Entschlüssen nachgezogen.
An sich ist die Zahl von Transpersonen in Gefängnissen gering. Laut Scottish Prison Service waren zwischen Oktober und Dezember 2022 zwölf Transfrauen und drei Transmänner in Haft. Insgesamt waren 7.019 Männer und 265 Frauen in inhaftiert.
Generell hat die Causa HMA (Her Majestys Advocate) vs. Bryson Schottland jedoch zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt getroffen. Die Gender Recognition Reform Bill hätte schottischen BewohnerInnen den Geschlechtswandel einfacher machen sollen. Doch sie wurde nun von der britischen Regierung in London blockiert.
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