Thunberg unterwegs über Atlantik: Segeltörn doch nicht so klimafreundlich

Thunberg unterwegs über Atlantik: Segeltörn doch nicht so klimafreundlich
Weil Fliegen klimaschädlich ist, reist die Umweltaktivistin mit dem Boot nach New York. Doch dafür sollen sechs Flugreisen über den Atlantik nötig sein.

Nach ihrer ersten Nacht auf dem Atlantik ist die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg wohlauf. "100 Seemeilen westlich von Kap Finisterre. Eine sehr unruhige Nacht, aber ich habe überraschend gut geschlafen", schrieb die 16-Jährige am Donnerstag auf Twitter.

Einige Delfine seien in der Nacht aufgetaucht und neben dem Boot geschwommen. Wie die Live-Ortung des Spezialbootes zeigte, hatte die Hochseejacht "Malizia" auf dem Weg nach New York bis Donnerstagnachmittag rund 240 Seemeilen zurückgelegt.

Thunberg war am Mittwoch vom südenglischen Plymouth aus zu ihrem angekündigten Transatlantik-Törn aufgebrochen. Sie vermeidet Flugreisen, weil dabei viele klimaschädliche Treibhausgase freigesetzt werden.

Sechs Flugreisen über den Atlantik nötig

Laut Medienberichten, soll der Segeltörn jedoch weniger klimafreundlich sein, als es den Anschein macht. Denn nach der Ankunft in New York werde die Jacht von etwa fünf Seglern wieder zurück nach Europa gebracht, berichtet die Tageszeitung taz. Die Segler müssten dafür zunächst in die USA fliegen.

Auch Thunbergs Skipper werde die Rückreise aus den USA mit dem Flugzeug antreten. Der Segeltörn löse also sechs Flugreisen über den Atlantik aus - wären Thunberg und ihr Vater geflogen, wären es weniger gewesen. Der Emissionsrechner der Organisation Atmosfair berechne für einen Flug von New York nach Hamburg einen Ausstoß von rund 1.800 Kilogramm Kohlendioxid.

Thunberg unterwegs über Atlantik: Segeltörn doch nicht so klimafreundlich

Vater Svante, Greta Thunberg und die beiden Profisegler Pierre Casiraghi und Boris Herrmann (von links)

Co-Skipper ist Sohn von Caroline von Monaco

Mit an Bord sind die Profisegler Boris Herrmann und Pierre Casiraghi sowie ihr Vater Svante und ein Filmemacher. Der Co-Skipper Casiraghi ist der Gründer des Malizia-Teams und Mitglied des Fürstenhauses Monaco. Die Rechnung sei den Seglern bekannt, sagte Andreas Kling, Sprecher von Hermann der dpa.

Es gehe aber nicht darum, mit der Aktion allein das Klima zu retten, sondern man wolle Aufmerksamkeit erregen. "Wir müssen einfach alle darüber nachdenken, ob wir einfach einmal weniger fliegen", so Kling. Darum gehe es auch Thunberg. Wie sie selbst nach Abschluss ihrer Reise nach Europa zurückkehrt, sei noch offen. Es sei nicht auszuschließen, dass sie erneut mit dem Segelboot fahre - je nachdem, wie es ihr auf der Atlantiküberquerung ergehe. "Viele von uns eingefleischten Seglern haben so etwas noch nie gemacht und sie ist ja keine Seglerin", sagte Kling.

Die Stimmung an Bord sei gut, sagte Kling der dpa. Greta sei am Abend früh ins Bett gegangen, seekrank sei sie nicht. Zu essen gebe es an Bord derzeit noch frische Lebensmittel - "die richtige Astronautennahrung, die gefriergetrocknete, die gibt es am dritten Tag spätestens", sagte Kling. Die Rennjacht werde New York in etwa zwei Wochen, am 28. oder 29. August erreichen.

"Die Nacht war bewegt und rau, aber fast alle haben etwas schlafen können", schrieb Herrmann auf Twitter. Es gehe jetzt darum, sich an Bord zu organisieren. Alles laufe in Zeitlupe.

Über den Atlantik reist die Aktivistin, um unter anderem am UNO-Klimagipfel in New York im September sowie an der alljährlichen Weltklimakonferenz in Chile im Dezember teilzunehmen. Thunberg geht es darum, den weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen rapide zu senken, damit der Anstieg der globalen Erdtemperatur im Idealfall noch auf unter 1,5 Grad Celsius begrenzt werden kann. Bis heute hat sich die Temperatur bereits um rund ein Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erhöht. Die Welt müsse auf die Erkenntnisse der Forschung hören und im Kampf gegen die Klimakrise handeln, fordert Thunberg.

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