Das wahre Geheimnis der "Super-Oldies"

Befragungen zufolge beginnt das Alter für die Generation 60plus heute erst mit 80 
Ein Forscher hat entdeckt, dass nicht bloß eine gesunde Lebensweise darauf Einfluss hat, 100 Jahre und älter zu werden.

Selbst gekochte Misosuppe (auf Algenbasis), viel Gemüse, grüner Tee und eine positive Lebenseinstellung mit vielen Sozialkontakten und Bewegung – so beschrieb die damals 102-jährige Haru Miyagi im Vorjahr gegenüber dem Stern das Geheimnis, wie man gesund und rüstig so alt werden könne. Und sie ist beileibe nicht alleine in der Region: Die japanische Inselkette  Okinawa zählt mit anderen Weltregionen wie Sardinien oder Teilen Griechenlands oder Frankreichs zu den Hotspots der "Supersenioren".

Legionen von internationalen Forschern und Journalisten pilgerten zu den Mega-Oldies – auf der Suche nach deren Lebenselixier – von der berühmten Misosuppe bis zum  bekömmlichen Olivenöl, vielerlei landete auf den Studientellern. Doch jetzt sorgt Professor Saul Newman, der an der Universität von Oxford lehrt, für eine herbe Desillusion. Das wahre Geheimnis der "Jahrhundert"-Menschen beruhe mitunter auf falscher Datenbasis, ja gar Betrug.


 

Konkret: Nur ganz wenig Über-100-Jährige in Japan (es gibt rund 90.000, die meisten davon Frauen), hätten Geburtsurkunden oder wüssten ihr wahres Alter. Bei einer Überprüfung der japanischen Regierung habe sich bereits 2010 herausgestellt, dass viele Landsleute dieser Altersgruppe bereits tot waren oder als vermisst galten.

Der Armutsfaktor 

Saul Newman fand in seinen  Untersuchungen, aus denen der britische Economist teilweise zitiert, heraus, dass die globalen Hotspots der Super-Senioren einerseits in Regionen liegen, in denen es eine eher laxe Verwaltung gebe. Andererseits aber auch in Gegenden, in denen das Einkommen der Menschen im Vergleich zum Rest des Landes geringer und die Kriminalität höher sei.

Als Beleg für den letztgenannten Punkt führt der Wissenschaftler etwa eine Region in Zentralfrankreich an, aber auch Regionen auf Sardinien, Sizilien und Süditalien. Und Okinawa: Dort sei die Armutsrate fast doppelt so hoch wie im japanischen Schnitt.

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Newman stieß bei seinen Forschungen zudem auf ein vermeintliches Paradoxon, das er mit fehlerhafter Dokumentation erklärt: Demnach tendieren die Menschen in jenen italienischen Provinzen, in denen es überproportional viele Über-105-Jährige gibt, dazu, vor ihrem 55. Lebensjahr zu sterben. Was keinen Sinn ergäbe, so der Akademiker, außer man führe das Faktum eben auf eine laxe Führung der Geburtenbücher zurück.

Fazit: Misosuppen und Olivenöl oder generell eine gesunde Ernährung und Lebenseinstellung sind sicher hilfreich, ein hohes Alter zu erreichen. Dennoch ist das Phänomen der Super-Oldies vielschichtiger – und auch ein Stück weit profaner.

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