Steigende Infektionszahlen: China macht wieder dicht

Der Tianmenshan ist ein 1518m hoher Berg im Tianmenshan-Nationalpark, Zhangjiajie.
China hat nach dem größten Corona-Ausbruchs seit Monaten wieder regionale Lockdowns ausgerufen. Millionen Chinesen sind betroffen.

In der Touristenstadt Zhangjiajie sind sämtliche Sehenswürdigkeiten geschlossen. Berühmt ist die Stadt in der Provinz Hunan für seine Felsformationen, vor denen Teile des Erfolgsfilms "Avatar" gedreht wurden.

Seit Freitag gilt Ausgangssperre für alle 1,5 Millionen Einwohner. Die Behörden versuchten nach dem Auftreten neuer Infektionsfälle rund 5.000 Besucher aufzuspüren, die aus dem ganzen Land zu einem Theaterfestival nach Zhangjiajie gereist waren.

Grund für die drastischen Maßnahmen: In China wurde der größte Corona-Ausbruch seit Monaten registriert. Das Land reagiert mit strengen Lockdown-Maßnahmen. Davon waren am Wochenende landesweit mehrere Millionen Menschen betroffen.

Am Sonntag meldeten die Behörden landesweit 75 neue Fälle - unter anderem in der Hauptstadt Peking, wo es drei Neuinfektionen gab. Weiters wurden Infektionen auf der bei Touristen beliebten Insel Hainan im Süden Chinas gemeldet. Auch die Provinzen Ningxia und Shandong verzeichneten neuen Ansteckungen.

Der neue Ausbruch geht nach Einschätzung der chinesischen Gesundheitsbehörden auf einen Infektionsherd in der ostchinesischen Metropole Nanjing zurück, wo Einschränkungen für hunderttausende Menschen gelten. Dort waren vor knapp zwei Wochen neun Reinigungskräfte am internationalen Flughafen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Seither weitete sich der Ausbruch auf 20 weitere Großstädte in mehr als einem dutzend Provinzen aus.

Die hohe Ansteckungsfähigkeit der Delta-Variante in Kombination mit der Urlaubszeit und einem hohen Passagieraufkommen am Flughafen habe zu der schnellen Ausbreitung geführt, sagte am Samstag He Qinghua von der Nationalen Gesundheitskommission.

Auch in Peking herrscht darob Vorsicht: Die Hauptstadt stellte alle Bahn-, Bus- und Flugverbindungen mit den betroffenen Gebieten vorübergehend ein. Auch Touristen dürfen nicht mehr in die chinesische Hauptstadt einreisen. Zugelassen sind nur noch "unbedingt notwendige" Reisen bei Vorlage eines negativen Testergebnisses.

Zero-Covid-Strategie

Die chinesische Regierung verfolgt eine sogenannte Null-Covid-Strategie: Treten in einer Stadt oder Provinz kleine Cluster auf, werden die betroffenen Gebiete abgeriegelt und alle Einwohner auf das Virus getestet. In Nanjing wurden nach Behördenangaben bis Sonntag alle 9,2 Millionen Einwohner drei Mal getestet. Auch soll durch eine engmaschige Kontaktnachverfolgung nachvollzogen werden, wer in jüngster Zeit von Nanjing oder Zhangjiajie aus in andere Landesteile gereist ist.

Die Testung aller Einwohner wurde am Sonntag auch in der Metropole Zhengzhou angeordnet. Die Zehn-Millionen-Einwohner-Stadt in der Provinz Henan war im Juli von einer verheerenden Flutkatastrophe erschüttert worden, bei der mehr als 70 Menschen ums Leben kamen. Seither wurden in der Stadt rund 30 Neuansteckungen mit dem Coronavirus registriert, die offenbar auf zwei infizierte Reinigungskräfte eines Krankenhauses zurückgehen. Der Chef der städtischen Gesundheitskommission wurde gefeuert.

Insgesamt wurden in China im Juli 328 symptomatische Corona-Infektionen registriert - fast genauso viele wie im gesamten Zeitraum von Februar bis Juni. Der Sprecher der Nationalen Gesundheitskommission, Mi Feng, sagte am Samstag, die hochansteckende Delta-Variante erschwere die "Prävention und Kontrolle" im Kampf gegen das Coronavirus.

Dass einige der Infizierten zum Zeitpunkt der Ansteckung bereits gegen das Coronavirus geimpft waren, bezeichneten die Gesundheitsbehörden als "normal". Zwar sei die Schutzwirkung durch die Impfung mit der Ausbreitung der Delta-Variante "möglicherweise etwas gesunken", sagte der Virologe Feng Zijian vom Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten. Die Impfung habe aber nach wie vor einen "guten präventiven und schützenden Effekt".

Bis Samstag wurden in China nach Angaben der Gesundheitskommission mehr als 1,65 Milliarden Impfdosen verteilt. Wieviele Menschen inzwischen komplett geimpft sind, teilte die Kommission nicht mit.

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