Senioren in Heim verwahrlost: Ermittlungen in Oberbayern

Durch die behördliche Sperre ist es in Berndorf auch über Weihnachten nicht möglich, dass Angehörige die Heimbewohner besuchen dürfen
Verdacht der Körperverletzungen bei 88 Bewohnern, auch Todesfälle werden überprüft.

Wegen des Verdachts auf Körperverletzungsdelikte bei 88 Bewohnern in einer Seniorenresidenz im oberbayerischen Schliersee ermittelt die Staatsanwaltschaft München II. Es habe in dem Heim verwahrloste und unterernährte Personen gegeben, sagte Karin Jung, Sprecherin der Anklagebehörde, am Mittwoch. Geprüft werde nun, wer hierfür verantwortlich sei. Zudem würden 17 Todesfälle untersucht. Dabei gehe es zunächst darum, die Todesursache festzustellen.

Die Ermittlungen beziehen sich laut Jung auf einen Zeitraum von mehreren Monaten bis Mai vergangenen Jahres. Damals war das Gesundheitsamt des Landkreises Miesbach aufmerksam geworden, nachdem es binnen weniger Tage von 3. bis 6. Mai 2020 sieben Sterbefälle mit oder an Covid-19 gab. Der Leiter des Gesundheitsamts habe Strafanzeige gestellt. Soldaten der deutschen Bundeswehr wurden zur Unterstützung des Personals eingesetzt.

Die Ermittlungen richten sich laut Staatsanwaltschaft gegen vier Personen, darunter eine ehemalige Einrichtungsleitung. Der derzeitige Leiter der Seniorenresidenz Schliersee, Robert Jekel, kündigte eine Stellungnahme zu den Berichten an. Man werde sich selbstverständlich mit den erhobenen Vorwürfen "professionell beschäftigen". Er betonte, seit Juli vergangenen Jahres sei die Seniorenresidenz corona-frei. "Wir haben es geschafft, Covid von dem Haus fernzuhalten", sagte er mit Blick auf den Ausgangspunkt der Ermittlungen.

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