Rock in Rio - die brasilianische „Wiesn“

Ein Rockfan im Olympiapark: In Rio  erinnert man sich ungern an die teuren Olympischen Spiele, das Musikfestival dagegen bringt Geld
Beim wichtigsten Musikfestival Südamerikas sind Hardrock-Großeltern in Überzahl. Corona ist Geschichte. Junggastronomen schöpfen Hoffnung und schenken „Eisenbahn“ aus.

 „Ich habe ein Jahr lang gespart und so lange auf diesen Tag gewartet“, sagt Gaby (19), die Iron Maiden sehen will. Sie gehört in einem Meer an grauhaarigen Hardrock-Großeltern eindeutig zu den Jüngsten. Gaby läuft am überlebensgroßen Schriftzug „Rock in Rio“ vorbei. Das wichtigste Musikfestivals zwischen dem Rio Bravo im Norden Mexikos und Feuerland im Süden Argentiniens. „Rock in Rio“, das ist Lifestyle, Kultur und ein gutes Stück Musikgeschichte zu der Nina Hagen genauso beigetragen hat wie AC/DC, Queen oder Amy Winehouse.

„Für eine bessere Welt“ lautet das Motto, es ginge zwar auch eine Nummer kleiner, aber wer will es denen verdenken, die wegen der Pandemie zwei Jahre auf das Event verzichten mussten. „Rock in Rio“ lebt wieder, ruft der brasilianische DJ Aloke von der Bühne.

Die Strände sind Bühne

„Gründungsmitglied“ Iron Maiden, die schon 1985 bei der Erstauflage dabei waren, machte am Freitag den Auftakt, Post Mallone und Justin Biber folgten am Wochenende. Bis zum Sonntag sind noch Weltstars wie Green Day, Guns N´ Roses, Coldplay oder Dua Lipa zu Gast. Und so verwandeln sich tagsüber die Strände von Rio de Janeiro in eine riesige Tribüne für Hardrock oder Popfans, die Instagrammer sind vor allem heiß auf die begehrten Konzertshots- und Clips. Wer will, kann nach langer Wartezeit an einem Seil direkt über die Bühne „fliegen“. Tatsächlich ist in diesen Tagen ganz Südamerika in Rio zu Hause.

„So ein Eventtag dauert 14 Stunden, es sind Zehntausende auf dem Gelände, die Menschen wollen versorgt sein“, sagt Roberta Medina, Vize-Präsidentin von „Rock in Rio.“ Im Gourmet Parque ist auch Heaven Marie (37) die mit Vitor Sobral, dem Moderator von Master Chef Portugal, Spezialitäten anbietet: „Ich versuche, die Logistik zu verstehen“, sagt die französisch-stämmige Brasilianerin. „Wir alle müssen ja wieder ins Geschäftsleben zurückfinden.

Corona ist bei Rock in Rio kein Thema. Die Maske wird zwar empfohlen, aber kaum getragen. Auch nicht in der Metro. Trotz des nasskalten brasilianischen Winters sind die Infektionszahlen niedrig. Für die meisten Brasilianer ist die Corona-Pandemie Geschichte.

Roberto Gomes dos Santos (37) schenkt Getränke aus, die „Baden Baden“ und „Eisenbahn“ heißen. „Die Events kommen mit voller Wucht zurück, das Einkommen beginnt zu steigen“, sagt er. Und im Unterschied zu den Olympischen Spielen oder der Fußball-WM profitiert die Stadt von „Rock in Rio“ wirklich. Denn mit dem Musikfestival kehrt die Freude an den Zuckerhut zurück.

Kommentare