Papst schafft "päpstliches Geheimnis" bei Missbrauch ab

Papst schafft "päpstliches Geheimnis" bei Missbrauch ab
Franziskus verschärft die Gangart beim Kampf gegen Missbrauch: Aussagen in Kirchenprozessen sollen an zivile Behörden gehen.

An seinem 83. Geburtstag setzte Papst Franziskus einen bedeutenden Schritt. Wie der Vatikan mitteilte, schaffte er das „päpstliche Geheimnis“ im Fall von Missbrauch durch Priester ab.

Das „päpstliche Geheimnis“ soll im Vatikan grundsätzlich die Vertraulichkeit sensibler Informationen garantieren. Die Aufhebung  führt laut Vaticannews dazu, dass Aussagen in Kirchenprozessen künftig auch an zivile Behörden gehen.

Der Verfügung zufolge ist das päpstliche Geheimnis ab sofort nicht mehr auf „Vorwürfe, Prozesse und Urteile“ im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch anwendbar. Zudem dürfen mutmaßliche Opfer von sexuellem Missbrauch gemäß der päpstlichen Anordnung nicht zum Schweigen verpflichtet werden.

Außerdem veranlasste der Papst eine Änderung beim Alter von Kindern, die Opfer von pornografischen Darstellungen sind: Es gehört nun zu den schwersten Straftatbeständen, wenn diese Bilder von Kindern im Alter von bis zu 18 Jahren verbreitet oder besessen werden. Bisher war das Höchstalter 14 Jahre.

Anti-Missbrauchsgipfel

Die Entscheidung ist eine Folge des Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan im Februar, zu dem der Papst alle Bischöfe der Welt geladen hatte. Der Erzbischof von Malta und einer der engsten Papst-Berater beim Thema Missbrauch, Charles Scicluna, sprach von einer „epochalen“ Entscheidung. 

Im Mai erließ Franziskus einen als historisch bewerteten Erlass, in dem Mitarbeiter der katholischen Kirche dazu verpflichtet wurden, ihren Vorgesetzten Fälle von sexuellem Missbrauch zu melden.

Der massenhafte Missbrauch von Kindern hatte die katholische Kirche in eine ihrer schwersten Krisen gestürzt. Schon Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. kündigte totale Transparenz an, was viele Kritiker aber immer noch nicht für durchgesetzt halten.

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