Hoffen und Bangen: Papst Franziskus' kritischer Zustand bewegt Gläubige

Blumen, Kerzen, Bilder, Luftballons für den schwer kranken Papst
Francesco ist um die 50 Jahre alt, lebt schon seit langem in Italien, kommt aber aus Kerala, Indien, und ist Katholik. Er steht vor der großen Wojtyla-Statue, auf dem Platz vor dem Gemelli Spital und betet. „Zum Glück soll der Heilige Vater diese Nacht gut verbracht haben“, sagt er.
Die Hoffnung, dass Papst Franziskus wieder auf die Beine kommt, kann man in seinen Augen lesen. „Wie kein anderer ist er für alle da, vor allem für die Schwächsten.“
Immer wieder blickt Francesco hinauf, zum obersten Stock des Gemelli, wo sich der Papst seit dem 14. Februar befindet. Ein paar Fenster sind leicht geöffnet. „Jetzt muss man weiter beten und hoffen, dass der Befund des CT von Dienstag Abend in Ordnung ist und sich der Papst Schritt für Schritt wieder erholt“, fügt er hinzu.
Beten für den Papst
Er ist nicht der Einzige, der vor dem Spital betet und hofft. Ständig kommen Pilger alleine oder in Gruppen hinzu; nicht nur aus Italien. Eine ziemlich große Gruppe kam aus Menorca. Sie hat sich zusammen mit ihrem Bischof Gerardo Villalonga vor der Wojtyla-Statue im Gebet versammelt. „Wir sind gestern angekommen und wollten heute eigentlich der Mittwochaudienz von Papst Franziskus beiwohnen“ sagt Carmen. „Daraus wurde nichts. Angesichts des kritischen Gesundheitszustands ist es aber auch tröstend, so eng in seine Nähe zu sein.“
Einige Gläubige haben sogar Tränen in den Augen, wie Giovanni aus Turin: „Warum mich sein Zustand so trifft? Weil er ein unglaublich empathischer Papst ist“, sagt er. Immer wieder werden Gebete und Kirchengesänge angestimmt. Dennoch ist die Stimmung nicht gedrückt. Der Glaube spendet nicht nur Hoffnung, sondern auch Kraft, eine Kraft, die dem Papst helfen soll.
Am Fuße der Wojtyla-Statue stehen Kerzen, ein junges Paar stellt eine weitere hinzu. Eine Kerze ist dem verstorbenen deutschen Papst Benedikt XVI. gewidmet. Und dann sind da, am Fuße der Statue drei zusammengeschnürte Luftballons, die der Wind hin und her schaukelt. Abgebildet ist ein lächelnder Papst Franziskus.
Dem Vatikanbulletin zufolge, das zweimal am Tag über den Zustand des Papst berichtet, hieß es auch gestern wieder, das Krankheitsbild von Papst Franziskus sei weiter kritisch, wenngleich stabil. Alle warten auf den Befund des Lungen CT.
Wieder Hoffnung schöpfen
Trotzdem wollten viele Gläubige schon am Montag ein wenig Hoffnung schöpfen. Der Vatikan teilte nämlich mit, der Papst habe, wie jeden Abend vor seiner Spitaleinweisung, Don Gabriel Romanelli, Pfarrer in Gaza angerufen, um ihm seinen väterlichen Beistand zu versichern.
Auch der Tagesbericht am Dienstag wurde als positives Zeichen gewertet. Der Heilige Vater hatte unter anderem die Heiligsprechung des venezolanischen Arztes Giuseppe Gregorio Hernández Cisneros und des Italieners Bartolo Longo genehmigt und ein Konsistorium einberufen. Wann dieses stattfinden soll, wurde aber noch nicht verkündet. Bei einigen Katholiken weckte das Wort Konsistorium aber eine traurige Erinnerung. Papst Ratzinger hatte seinen Rücktritt im Rahmen eines Konsistoriums angekündigt.

Tausende Gläubige beten auf dem Petersplatz für den Papst
Einen richtigen Schrecken muss letzten Sonntag stattdessen der Erzbischof von New York Timothy Dolan seiner Kirchengemeinde eingejagt haben. Im Laufe der Messe forderte er auf für den „im Sterben liegenden“ Papst zu beten. Wer ihm diese Nachricht zukommen hatte lassen, weiß man nicht.
In den Fluren des Vatikans bewegt sich aber so mancher schwarzer Rabe, Corvo, wie es auf Italienisch heißt. Gemeint sind damit jene hohen Prälaten, die mit Franziskus Ausführung seines Amtes überhaupt nicht einverstanden sind. Der Laie schmunzelte wiederum über diesen Fauxpas. Hierzulande heißt es nämlich, wenn man träumt, dass jemand gestorben ist oder es irrtümlich annimmt, verlängert man ihm das Leben.
Der Papst selbst hat die Gläubigen immer wieder aufgefordert: „Betet für mich und nicht gegen mich“.
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