Papst Franziskus drängte Ärzte zur Offenheit

Jahrhundertelang war es eines der größten Tabus: Im Vatikan war die Gesundheit der Päpste ein gut gehütetes Geheimnis. Über den Zustand des Heiligen Vaters zu sprechen, galt als profan. Mit Franziskus schlägt der Vatikan einen neuen Weg ein. Seitdem der 88-Jährige am 14. Februar mit einer beidseitigen Lungenentzündung ins römische Gemelli-Krankenhaus eingeliefert wurde, informiert das Pressebüro des Heiligen Stuhls zweimal täglich über seinen Gesundheitszustand.
Die Transparenz passt ganz zu Franziskus' offenem Kommunikationsstil und stellt eine klare Abweichung von der traditionellen Verschwiegenheit des Vatikan dar. Der Arzt des Gemelli-Krankenhauses, Sergio Alfieri, der Franziskus behandelt, berichtete auf einer Pressekonferenz am Freitag, dass ihm der Papst persönlich die Verbreitung der täglichen Informationen über seinen Gesundheitszustand angeordnet habe.
Er habe vom Heiligen Vater die Anweisung erhalten, die ärztlichen Bulletins zu schreiben, "ohne etwas zurückzuhalten". Die täglichen Mitteilungen würden dem Wunsch von Franziskus nach Offenheit entsprechen.
Papst drängt Ärzte zu Offenheit
Insider berichteten, der Argentinier habe selbst in den ersten Tagen im Krankenhaus geholfen, die ärztlichen Berichte zu verfassen, und seine Mediziner gedrängt, genauere Details über seinen Gesundheitszustand und seine Behandlung zu geben. Damit wolle er der Verbreitung von Falschinformationen entgegenwirken, hieß es.
Kurz nachdem der Papst ins Krankenhaus eingeliefert worden war, kursierten in Onlinenetzwerken Berichte, er habe die letzte Ölung erhalten oder sei sogar gestorben. Es wurden auch falsche, von künstlicher Intelligenz erzeugte Bilder veröffentlicht, die angeblich zeigten, wie er mit Hilfe eines Beatmungsgeräts am Leben gehalten werde. Dies wurde von den Ärzten bestritten. In den täglichen medizinischen Berichten heißt es immer wieder, dass Franziskus selbstständig atmet, aber bei Bedarf über einen kleinen Schlauch unter der Nase mit Sauerstoff versorgt wird.
Papst Johannes Paul II., dessen Pontifikat von 1978 bis 2005 dauerte, litt jahrelang unter sichtbarem Zittern, bevor der Vatikan 2003 schließlich bekannt gab, dass er an Parkinson erkrankt war. Der Vatikan bestätigte erst lange nach seinem Ableben im Jahr 1963, dass Papst Johannes XXIII. mindestens acht Monate lang vor seinem Tod an Magenkrebs gelitten habe.
Als Nachfolger von Benedikt XVI. ist der 88-jährige Franziskus seit März 2013 im Amt. Nur Papst Leo XIII. wurde nach den Aufzeichnungen des Vatikans noch älter: Der Italiener starb 1903 im Alter von 93 Jahren.
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