Piraten-Angriff? 41 tote Geflüchtete bei Bootsunglück
Vor der italienischen Insel Lampedusa hat sich neuerlich ein Schiffsunglück zugetragen. 41 Migranten sind gestorben - darunter auch drei Kinder - , nachdem ihr Boot, das von Sfax in Tunesien aus in See gestochen war, während der Fahrt zur italienischen Insel kenterte und sank. Vier Überlebende, drei Männer und eine Frau, wurden von einem maltesischen Frachtschiff gerettet. Sie wurden an Bord eines Schiffes der italienischen Küstenwache genommen und berichten von dem Schiffbruch.
Die vier Überlebenden, die aus Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) und Guinea stammen, sind inzwischen auf Lampedusa gelandet, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Das etwa sieben Meter lange Boot, mit dem sie unterwegs waren, sei nach sechs Stunden Fahrt aufgrund einer großen Welle gekentert.
Piraten-Angriff nicht ausgeschlossen
Nur 15 Migranten an Bord des Bootes hatten Schwimmwesten an, aber sie ertranken trotzdem. Weder das unter maltesischer Flagge fahrende Frachtschiff "Rimona", das die Migranten gerettet hatte, noch Patrouillenboote der italienischen Küstenwache haben Leichen entdeckt. Das liege daran, dass die vier Überlebenden in einiger Entfernung vom Ort des Unglücks gerettet wurden, erklärten die Behörden.
Nicht ausgeschlossen wird demnach, dass Piraten das Boot attackiert haben, da es seit Tagen ohne Motor im Meer getrieben ist. Angriffe tunesischer Fischer auf Boote mit Migrantinnen und Migranten im zentralen Mittelmeerraum werden seit Wochen gemeldet. Die Piraten würden dabei die wertvollsten Güter mitnehmen, den Motor des Bootes sowie Bargeld und Mobiltelefone, sagte der stellvertretende Staatsanwalt von Agrigent, Salvatore Vella, kürzlich.
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"Wir erleben wieder einmal eine Flüchtlingstragödie. Man spricht dauernd von europäischen Initiativen gegen die Schlepperei, doch heute hat sich vor unserer Insel ein neues Drama abgespielt", kommentierte der Bürgermeister von Lampedusa Filippo Mannino die Katastrophe. Sozialdemokratische Parlamentarierinnen und Parlamentarier in Italien forderten eine europäische Rettungsaktion im zentralen Mittelmeerraum. Als Vorbild solle die von der Europäischen Union 2013 gestartete Rettungsaktion "Mare Nostrum" dienen, die in weniger als einem Jahr mehr als 150.000 Menschen rettete. "Mare Nostrum" war am 31. Oktober 2014 ausgelaufen, einen Tag später begann die Operation Triton der europäischen Grenzschutzagentur Frontex.
Es ist bereits das dritte Bootsunglück vor der Küste Lampedusas innerhalb weniger Tage.
190 Kilometer
Lampedusa liegt zwischen Sizilien und Nordafrika, von Sfax ist die Insel knapp 190 Kilometer entfernt. Viele Menschen versuchen immer wieder mit Booten aus Tunesien und Libyen über das zentrale Mittelmeer nach Lampedusa, Malta, Sizilien oder auf das italienische Festland zu gelangen. Das Erstaufnahmelager von Lampedusa war in diesem Sommer bereits mehrfach maßlos überfüllt.
Das Innenministerium in Rom zählte in diesem Jahr mehr als 93.600 Menschen, die auf Booten Italien erreichten - im Vorjahreszeitraum waren es rund 44.600. Viele der Boote sind seeuntauglich und völlig überfüllt. Hilfsorganisationen berichten außerdem von Schwimmwesten, die den Schutzsuchenden verkauft würden, aber nutzlos und im schlimmsten Fall sogar tödlich seien.
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