Mittelmeer in Gefahr: Ankernde Schiffe zerstören Ökosysteme

Ein grün-gelbes Seepferdchen bei einem Seegrashalm
Das Seepferdchen hält sich an einem Seegrashalm fest. Für das Tier ist das Seegras überlebenswichtig - doch die Seegraswiesen im Mittelmeer werden immer weniger. Nicht zuletzt durch die Vielzahl ankernder Schiffen in den Buchten, wie ein neuer Bericht der Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) zeigt.
Die Anker pflügen den Boden um und zerstören so die marinen Blütenpflanzen.

Alleine im vergangenen Jahr könnten mehr als 50.000 Hektar des ökologisch bedeutsamen Neptungrases betroffen gewesen sein. Das entspreche einem jährlichen wirtschaftlichen Verlust in Form von Ökosystemleistungen von mehr als vier Milliarden Euro, rechnet der WWF vor.
Wie kommt die Organisation auf diese Zahl?
„Das Neptungras ist die Kinderstube zahlreicher Fischarten und unterstützt damit die Fischerei“, erklärt WWF-Meeresexpertin Simone Niedermüller. „Es schützt zudem Küsten vor Erosion und bindet riesige Mengen an Kohlenstoff – vergleichbar mit dem jährlichen CO₂-Ausstoß von 430 Millionen Autos.”
Dennoch sei in den vergangenen 50 Jahren ein Drittel der Seegraswiesen im Mittelmeer zerstört worden. Der WWF fordert von der Politik unter anderem strengere Anker-Vorschriften und mehr Schutzzonen.
Das könnte helfen
Denn wo die Gesetze strenger sind - etwa in Südfrankreich - sind die Schäden geringer. Besonders stark betroffen sind hingegen laut WWF die Wiesen in Italien, Spanien, der Türkei und Griechenland. Dem aktuellen Bericht zufolge haben im Jahr 2024 mehr als 179.000 Schiffe auf Seegras geankert, 45 Prozent waren länger als 24 Meter. Diese großen Schiffe sind für fast 60 Prozent der zerstörten Gebiete verantwortlich.
Seegräser gehören zu den marinen Blütenpflanzen und nicht zu den Algen. Echtes Seegras wird bis zu zwei Meter lang, Zwergseegras bis zu 30 Zentimeter.
Warum sind sie so wichtig:
- Sie sind ein Hotspot der Lebensvielfalt
- Sie tragen zum Klimaschutz bei. Seegraswiesen speichern pro Fläche 15-mal mehr CO₂ als Regenwälder.
- Sie festigen Sedimente und schützen so die Küsten.
Der WWF arbeitet mit Daten des automatischen Identifikationssystems AIS von Global Fish Watch.
Die zerstörten Ökosystem brauchen zum Teil mehr als hundert Jahre, um sich zu erholen.
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