Menschenrechtsaktivisten: Junta in Myanmar tötete etwa 35 Zivilisten
In Myanmar sind laut örtlichen Menschenrechtsaktivisten und Medien die verbrannten Leichen von etwa 35 Menschen gefunden worden. Unter ihnen sollen auch Kinder sein. Bei den Opfern handle es sich um Zivilisten, die wegen Kämpfen aus ihren Dörfern fliehen wollten, sagte ein Mitglied der Menschenrechtsgruppe Karenni Human Rights Group, der anonym bleiben wollte, am Samstag. Die Hilfsorganisation Save the Children meldete zwei ihrer Mitarbeiter nach dem Vorfall als vermisst.
Die Menschen seien von Soldaten der Militärjunta festgenommen und getötet worden, fügte der Menschenrechtsaktivist hinzu. Er gab an, die verkohlten Körper selbst gesehen zu haben. Unter den Opfern seien auch Frauen und Kinder gewesen. Der Vorfall habe sich am Freitag im Bundesstaat Kayah im Osten des Landes ereignet. Die Karenni sind eine ethnische Gruppe im Vielvölkerstaat Myanmar.
Am Samstag wurden Fotos in Onlinediensten verbreitet, die zwei Lastwagen und ein Auto mit den Leichen auf einer Straße der Gemeinde Hpruso in Kayah zeigen sollen. Ein Vertreter der gegen die regierende Militärjunta kämpfenden Rebellengruppe People's Defence Forces (PDF) erklärte, dass ihre Kämpfer die Fahrzeuge gefunden hätten. Darin seien 27 Leichen gewesen. Ein anderer Zeuge sagte, dass "27 Schädel" entdeckt worden seien, "aber es gab noch weitere Leichen in dem Lastwagen, die so verkohlt waren, dass wir sie nicht zählen konnten".
Ähnliche Angaben von Einheimischen sowie entsprechende Medienberichte aus Myanmar können nicht unabhängig überprüft werden. Die Organisation Myanmar Witness, die nach eigenen Angaben Beweise für Menschenrechtsverletzungen in dem Land sammelt, bestätigte ein Feuer am Freitag um 13.18 Uhr (Ortszeit), gab aber nicht die Ursache dafür an.
Ein weiteres Mitglied der Karenni Human Rights Group sagte unter Berufung auf Einheimische, dass die Junta in der Nähe des Dorfes Mu So in der Gemeinde Hpruso verbrannte Leichen zurückgelassen habe. "Wir fanden einige verbrannte Leichen mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Unsere Leute wurden brutal getötet", sagte ein Mitglied der lokalen Widerstandsgruppe. "Die Zivilisten wurden hier kollektiv verbrannt", sagte das Mitglied weiter. Er fügte hinzu: "Einige Menschen dürften demnach bei lebendigem Leib verbrannt worden sein."
Die NGO Save the Children teilte mit, zwei ihrer Mitarbeiter würden vermisst. "Wir haben die Bestätigung, dass ihr Privatfahrzeug angegriffen und in Brand gesetzt wurde", erklärte die Organisation. Die beiden Helfer waren demnach auf dem Rückweg von einem humanitären Einsatz in der Region. Die NGO setzte nach eigenen Angaben ihre Arbeit in mehreren Regionen aus.
Die vom Militär kontrollierte Zeitung "The Mirror Daily" berichtete, dass es am Freitag zu Kämpfen zwischen Militärangehörigen und lokalen Widerstandskämpfern in Hpruso gekommen sei. Dabei seien sieben Lastwagen mit "Terroristen", wie das Militär die lokalen Widerstandskräfte nennt, beschossen worden.
Ein Sprecher der Junta, Zaw Min Tun, bestätigte, dass es am Freitag in Hpruso Zusammenstöße gegeben habe. Demnach hätten Soldaten versucht, sieben "verdächtige" Autos anzuhalten. Mehrere Menschen seien in Folge getötet worden, sagte der Sprecher, ohne Einzelheiten zu nennen.
Das frühere Burma (Birma) versinkt seit einem Putsch im Februar in Chaos und Gewalt. Das Militär war nach einer kurzen Phase der Demokratisierung im Februar durch den Staatsstreich wieder an die Macht gelangt und hatte die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi entmachtet. Seither regieren die Militärs mit eiserner Faust. Jeder Widerstand wird mit brutaler Härte unterdrückt.
In vielen Teilen des südasiatischen Landes haben sich lokale bewaffnete Einheiten gebildet, um Widerstand gegen die Junta zu leisten. Immer wieder gibt es Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen in dem Krisenland. Bei der Niederschlagung landesweiter Proteste sind bereits mehr als 1.300 Menschen getötet und mehr als 10.000 festgenommen worden. Im Land kämpfen mehr als 20 Rebellengruppen gegen die Streitkräfte.
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