Louvre bleibt zu: Mitarbeiter protestieren gegen schlechte Bedingungen
Geschlossen: Der Louvre wurde am Montag bestreikt
Es ist ein ungewöhnliches Bild vor dem Louvre an diesem Montag. Besucher nähern sich mit zögernden Schritten dem Eingang, an dem sich ausnahmsweise keine lange Schlange bildet. Sie blicken auf das Schild, das sie darüber informiert, dass das größte Museum Frankreichs und der Welt heute geschlossen bleibt: Das Personal streikt.
Für die Arbeitsniederlegung aus Protest haben sich am Vormittag bei einer Generalversammlung die rund 400 anwesenden der insgesamt 2293 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstimmig ausgesprochen. Bereits gebuchte Tickets werden automatisch erstattet.
„Ich bin enttäuscht, denn ich bin aus Japan angereist“, sagt eine Touristin gegenüber einer Fernsehkamera. „Aber ich habe Verständnis.“
Beklagt wird unter anderen die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und des Publikumsempfangs im Museum, betonen drei Gewerkschaften in ihrem Streikaufruf. „Den Louvre zu besuchen, ist zu einem echten Hindernislauf geworden“, schreiben sie. Überall sei der vorherrschende Personalmangel spürbar.
Schwachstellen
Der spektakuläre Diebstahl Mitte Oktober, bei dem innerhalb weniger Minuten französische Kronjuwelen im Wert von 88 Millionen Euro entwendet worden waren, brachte für viele das Fass zum Überlaufen. Denn dabei kamen krasse Sicherheitsmängel zum Vorschein. Vier Männer waren mithilfe eines simplen Hebelifts auf einen Balkon gelangt. Mit ebenso einfachen Trennschleifern schnitten sie die Fenster und Vitrinen, hinter denen die Schätze lagerten, auf, entnahmen diese und flohen auf Motorrädern. Den von ihnen benutzten Balkon hatte ein Bericht wenige Jahre zuvor explizit als Schwachstelle ausgemacht.
Auch die Videoüberwachung stellte sich als technisch veraltet heraus. Die vier direkt Beteiligten sowie mehrere Komplizen wurden zwar inzwischen verhaftet. Von der Beute fehlt jedoch weiterhin jede Spur. Anfang Dezember verursachte ein Wasserleck zudem Schäden an 300 bis 400 Fachzeitschriften und Dokumenten der Bibliothek der ägyptischen Antiken.
Vor diesem Hintergrund wird das Management beschuldigt, falsche Schwerpunkte zu setzen. „Das Museum bevorzugt sichtbare und attraktive Operationen, das Nachsehen haben die Instandhaltung und Renovierung der Gebäude und technischen Einrichtungen, vor allem für die Sicherheit“, kritisiert der französische Rechnungshof. Allein das Großprojekt „Renaissance“, „Wieder-Erwachen“, das Präsident Emmanuel Macron zu Jahresbeginn höchstpersönlich ankündigte, soll mindestens 500.000 Euro kosten.
Geplant ist unter anderem ein weiterer Eingang, da die Glaspyramide als schlecht isoliert und zu klein für den Besucherandrang gilt, sowie der Bau neuer Säle, darunter eines Extra-Raums für die Mona Lisa.
So offensichtlich die strukturellen Probleme erscheinen, so schwer ist es, die Verantwortlichen dafür auszumachen: Ist es die aktuelle oder frühere Museumsleitung, ist es Kulturministerin Rachida Dati? Dati beauftragte nun den Chefarchitekten für den Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame, Philippe Jost, um den Louvre an der Seite der Direktorin Laurence des Cars „gründlich neu zu organisieren“. Des Cars wies jede Schuld von sich: Sie habe seit ihrer Amtsübernahme 2021 stets auf Mängel hingewiesen und die tägliche Besucherzahl auf 30.000 reduziert, um das Personal zu schonen.
Kein Stolz mehr
Dieses ist trotzdem wütend. „Jahrelang war ich stolz, im Louvre zu arbeiten“, sagte eine ehemalige Konservatorin zur Zeitung „Libération“. „Jetzt herrscht das Gefühl einer Deklassierung vor.“
Seit dem Diebstahl „explodierten“ die Tests von Besuchern, um die Sicherheitsleute zu überlisten, klagt Gewerkschafter Gary Guillaud: „Sie hängen eigene Bilder auf, kleben Kaugummis an, berühren die Werke mit der Hand…“ Auch die neuen Tarife seien problematisch, die europäische Gäste besserstellen als andere: „Das Empfangspersonal wird den ganzen Tag rechtfertigen müssen, warum einer mit einem Ticket für 22 Euro hineinkommt und der andere 32 Euro zahlen muss.“ Nach dem wöchentlichen Ruhetag am Dienstag soll der Louvre am Mittwoch wieder öffnen – wenn nicht der Streik verlängert wird. Eine Abstimmung ist am Vormittag geplant.
Kommentare