16 Tote nach Standseilbahn-Unglück in Lissabon: Nationaler Trauertag ausgerufen

Zusammenfassung
- Bei der Entgleisung der historischen Standseilbahn Elevador da Glória in Lissabon kamen mindestens 16 Menschen ums Leben, 21 wurden verletzt.
- Als mögliche Unfallursache wird ein Versagen der Bremsen vermutet oder ein loses Seil, die Ermittlungen laufen. Die Wartungsprotokolle wurden laut Betreiber eingehalten.
- Die portugiesische Regierung rief einen nationalen Trauertag aus, das Unglück löste große Bestürzung in Lissabon und international aus.
Bei der Entgleisung der historischen Standseilbahn "Elevador da Glória" sind am Mittwochabend in Lissabon mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. Zudem habe es 21 Verletzte gegeben, teilte das Sao Jose Spital mit. Die portugiesische Regierung rief heute einen nationalen Trauertag aus.
Das São José Krankenhaus teilt vor kurzem BBC News mit: „Von den fünf Schwerverletzten, die gestern in die Notaufnahme des Krankenhauses São José eingeliefert wurden, ist einer verstorben, drei befinden sich in einem stabilen Zustand und einer wird auf der Intensivstation behandelt.“ Das Krankenhaus fügt hinzu, dass vier Personen mit leichten Verletzungen – darunter eine schwangere Frau und ein Kind – entlassen worden seien.
Informationen über Nationalität und Alter der Opfer gibt es noch nicht, es sollen sich aber unter ihnen ausländische Touristen befunden haben. Mittlerweile wurde aber bekannt, dass sich unter den Verletzten 12 Frauen und sieben Männer im Alter zwischen 24 und 65 Jahren sowie ein dreijähriges Kind befinden. Darunter: vier portugiesische Staatsangehörige, zwei Deutsche, zwei Spanier, ein Koreaner, ein Kapverdier, ein Kanadier, ein Italiener, ein Franzose, ein Schweizer und ein Marokkaner.
Die Tragödie ereignete sich Mittwochabend um 18.15, eine offizielle Ursache des Unglückes ist noch nicht bekannt. Der Sprecher des portugiesischen Verkehrsministeriums sagt, dass die Ergebnisse der ersten Untersuchung am Freitag erwarten werden können. Der Stadtrat von Lissabon hat heute mitgeteilt, drei weitere Linien in der Stadt während der Durchführung von Inspektionen auszusetzen, wie portugiesische Beamte bestätigten.
Berühmtes Wahrzeichen: Standseilbahn entgleiste und überschlug sich
Medienberichten zufolge entgleiste die berühmte "Elevador" oder "Ascensor da Glória" genannte Bahn und überschlug sich anschließend. TV-Aufnahmen vom Unfallort zeigten den gelben, zerstörten Waggon, aus dessen Trümmern Rettungskräfte Menschen bargen. Der zweite Waggon am unteren Ende der Strecke wurde offenbar nicht beschädigt.
Von CNN Portugal ausgestrahlte Videos zeigten jedoch, wie er zum Unfallzeitpunkt heftig ruckelte und mehrere Fahrgäste aus den Fenstern sprangen und schrien. Rettungsdienstchef Tiago Augusto zufolge waren am Mittwochabend keine weiteren Menschen mehr in der verunglückten Standseilbahn eingeklemmt. Er erklärte, alle Opfer seien mittlerweile aus den Trümmern geborgen worden.
Unfallursache: Versagen der Bremsen wird vermutet
Eine Augenzeugin sagte in "SIC Notícias", die Bahn sei mit lautem Getöse entgleist, die abfallende Straße hinabgerast und gegen ein Gebäude am Restauradores-Platz im Zentrum Lissabons gekracht. Die Standseilbahn sei "mit voller Geschwindigkeit" die steile Straße hinabgerast.
"Sie prallte mit brutaler Wucht gegen ein Gebäude und fiel zusammen wie ein Pappkarton; sie hatte keine Bremsen", sagte die Frau. "Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind weggerannt." Schnell seien Sanitäter und Polizisten an der Unfallstelle gewesen, erzählte die junge Frau, die noch sichtlich mitgenommen war.
Versagen der Bremsen und loses Kabel
Der Nachrichtensender SIC Notícias berichtete unter Berufung auf den Bahnbetreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, als Unfallursache werde ein Versagen der Bremsen vermutet. In den lokalen Medien berichtet man derzeit über ein lockeres Seil, das das Gegengewichtssystem ermöglicht. Es erlaubt dem Wagen, diesen sehr steilen Hügel im Zentrum von Lissabon hinauf- und hinunterzufahren. Die Kriminalpolizei sei mit mehreren Beamten vor Ort und habe bereits Ermittlungen aufgenommen. Einen solchen Unfall mit einer der Standseilbahnen hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.
Carris erklärte, dass "alle Wartungsprotokolle" eingehalten worden seien. Insbesondere die alle vier Jahre vorgenommene Generalwartung, die 2022 vorgenommen worden sei, und die alle zwei Jahre vorgenommene Zwischenwartung, die zuletzt im vergangenen Jahr stattgefunden habe. Die Generalstaatsanwaltschaft erklärte der Nachrichtenagentur Lusa, dass die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung einleiten werde - wie das Gesetz in solchen Situationen vorschreibe.
"Tragischer Tag für unsere Stadt": Große Trauer in Lissabon
Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa bedauerte den Unfall "zutiefst" und forderte, dass der Vorfall "rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt" werde. Carlos Moedas, der Bürgermeister der portugiesischen Hauptstadt, sagte gegenüber Reportern: "Es ist ein tragischer Tag für unsere Stadt. Lissabon trauert!" Moedas ist Politiker der konservativ-liberalen Partido Social Democrata. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Die Flaggen vor dem Europäischen Parlament in Brüssel sind auf Halbmast gesetzt, um Portugals Trauertag zu würdigen. In einem Beitrag auf X schreibt Roberta Metsola, Präsidentin des Europäischen Parlaments: „Der tragische Unfall auf dem Elevador da Gloria hat Europa tief erschüttert.“
Die Bahn ist eine der bekanntesten Touristenattraktionen Lissabons und wurde 1885 in Betrieb genommen. Das beliebte Verkehrsmittel verbindet die Innenstadt Lissabons mit dem für sein Nachtleben bekannten Viertel Bairro Alto. Sie ist eine von drei Standseilbahnen und wird sowohl von Touristen als auch von Anwohnern genutzt. Portugal und insbesondere Lissabon haben in den vergangenen zehn Jahren einen Tourismus-Boom erlebt, der in den Sommermonaten zu einem hohen Besucheraufkommen in der Innenstadt führt.
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