Die Spur der Verwüstung durch den Mittelmeer-Tropensturm "Daniel"

Die Wetterforscher in Griechenland waren die ersten, die rund um den 3. September vor größeren Regenmengen warnten. Neun Tage später ist klar, dass "Daniel", so wurde das Sturmtief benannt, durch extreme Regenfälle und schwere Überflutungen zum tödlichsten Unwetter des Jahres 2023 im Mittelmeerraum mutierte. Ein wesentlicher Grund für die zerstörerische Kraft "Daniels" liegt auch in der Klimakrise.
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Meteorologen reihten den Sturm Daniel als schlimmsten in Griechenland seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1930 ein. In Zagora etwa, im Norden des griechischen Festlandes, fielen laut Meteorologen innerhalb von 18 Stunden 745 mm (Millimeter) Regen, was einen neuen Niederschlagsrekord in der Geschichte Griechenlands (seit Messbeginn) darstellt. Zur Erklärung: Bei einem starken Regen werden bis zu 50 Millimeter gemessen, als was über diesem Wert liegt, gilt als sehr starker Regen. Ein Millimeter Niederschlag entspricht einem Liter Wasser, der auf eine Fläche von einem Quadratmeter gegossen wird.

"Daniel" verwüstete neben Griechenland auch Teile Bulgariens und der Türkei, wo ebenfalls Todesopfer zu beklagen waren.
Daniel wird zu einem Medicane (Tropensturm)
Nachdem das Sturmtief Griechenland verwüstet hatte, zog es über das Mittelmeer nach Süden und entwickelte sich zu einem "Medicane". Das Kunstwort leitet sich vom englischen "Mediterranean hurricane" ab, und meint ein tropensturm-ähnliches Sturmtief im Mittelmeerraum.
Über dem Mittelmeer nahm es enorme Mengen an Wasserdampf auf.
Am 10. September traf es dann in Libyen auf Land, wo es besonders viele Schäden und Verwüstungen, und leider auch sehr viele Todesopfer verursachte. Betroffen waren vor allem die Küstenstädte Bengasi und Darna, aber auch Siedlungen und Städte im Hinterland und im Gebirge. Zwei Staudämme brachen in dem von einem Bürgerkrieg ohnehin devastierten Land. Ganze Stadtteile mit zahlreichen Wohngebäuden und Brücken sollen durch die ausgelösten Wassermassen zerstört worden sein. Inzwischen werden alleine in Libyen rund 10.000 Menschen vermisst. Alleine in der Hafenstadt Darna dürften mehr als 2.300 Menschen Opfer der Fluten geworden sein.
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Klimakrise als Mit-Verursacher
Zwar treten solche "Medicanes" etwa einmal im Jahr auf, dennoch wir die Heftigkeit dieses Unwetters von Experten sehr wohl mit der von Menschen verursachten Klimakrise in Verbindung gebracht. Die Weltmeere heizen sich stetig auf, die Ägäis war etwa 2°C wärmer als üblich, das Schwarze Meer sogar um 5°C wärmer. Mit jedem zusätzlichen Grad Erwärmung kann die Luft um 7 Prozent mehr Wasser (in Form von Luftfeuchtigkeit) aufnehmen. Dieses Wasser regnet früher oder später wieder ab – und im schlimmsten Fall in Form von Starkregenereignissen mit Wolkensystemen, die sich über eine längere Zeit nicht mehr bewegen.
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