"Vielversprechende Zukunft": Vergewaltiger muss nicht ins Gefängnis

Frauen protestieren
In Belgien sorgt ein Urteil in einem Vergewaltigungsprozess für Aufregung - der Täter muss nur eine Geldstrafe zahlen.

Der 24-jährige Täter und das Opfer hatten 2023 sich auf einer Party in der belgischen Stadt Leuven kennengelernt - am nächsten Tag wachte die junge Frau in einem fremden Bett auf und konnte sich an nichts mehr erinnern.

Aufnahmen von Überwachungskameras zeigen, dass die Frau zum Tatzeitpunkt alkoholisiert war. Anfang April sprechen die Richter den Mann schuldig. Er habe seine Kommilitonin ausgenutzt, sie vergewaltigt. 

Laut belgischem Recht liegt eine Vergewaltigung vor, wenn der Täter den schwachen Zustand des Opfers für Geschlechtsverkehr ausnutzt. Die Strafen für Vergewaltigung liegen in Belgien zwischen sechs Monaten und zehn Jahren, berichtet Die Presse. Der 24-Jährige habe die "Grenzen des Zulässigen überschritten", da er die "körperliche, psychische und sexuelle Integrität" der jungen Frau nicht respektiert habe, zitiert der Spiegel das Gericht. Dies sei "schwerwiegend und gesellschaftlich inakzeptabel". Damit wäre das Urteil eigentlich klar.

Schmerzensgeld an Opfer

Allerdings kommt der Mann ohne Strafe davon. Denn diese wird, wie es heißt, auf Bewährung ausgesetzt. Der 24-Jährige sei besonders talentiert und engagiert, argumentieren die Richter. Er sei bisher unauffällig gewesen und sinngemäß als angehender Arzt wichtig für die Gesellschaft. Man wolle seine vielversprechende Zukunft nicht ruinieren. Das bedeutet auch keinen Vermerk im Strafregister. Er muss lediglich 3.800 Euro Schmerzensgeld an das Opfer zahlen, heißt es im Ö1-Morgenjournal.

Täter angehender Frauenarzt

In Belgien sorgt der Fall für heftige Diskussionen – die breite Öffentlichkeit wittert hier Klassenjustiz: Da der Täter weiß ist, keinen Migrationshintergrund hat und aus gutem Hause stammt, sei er ohne Strafe davongekommen. 

Die einzige Konsequenz für den 24-Jährigen: Er wurde vom Universitätsklinikum Leuven, wo er zum Frauenarzt ausgebildet wird, vorläufig suspendiert. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein, das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

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