Nicht gerade fromm
Als bisher letzte Stadt stellt nun das flämische Gent ein Stoppschild für die grölenden Jungmännerhorden auf. In der weltberühmten Genter Kathedrale, wo die dicht gedrängten Touristen einander auf die Füße treten – gilt es doch die Altarbilder der Gebrüder Van Eyck zu bewundern –, mutet alles noch gesittet an.
Doch draußen, beginnend ab Freitag Nachmittag, geht es unter den feiernden Jungmännern alles andere als fromm zu: Da kurven die meist schon sichtlich angeheiterten Junggesellenfreunde auf Bier-Rädern durch die Gassen; bis zu 20 Radelnde auf einem Gefährt, die Unmengen des Gerstensaftes in sich hineinschütten. Verkehrsregeln gelten dann keine mehr.
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Anrainer und andere Touristen beschweren sich über das oft nicht jugendfreie Gegröle der Feiernden. Der Genter Stadtrat plant nun, die Bier-Räder zu verbieten.
Amsterdam ging noch weiter: Die niederländische Touristenmetropole möchte britische Männer zwischen 18 und 35 Jahren am liebsten überhaupt von einem Besuch abhalten: Seit März läuft eine regelrechte Abschreckungskampagne im Internet: Männer, die Ziele wie "Sexshop, Amsterdam, Kiffen, billiges Hotel" anklicken, werden mit negativen Videos und Warnungen geflutet. Erfolg hatte die Anti-Werbekampagne noch keinen: Die Zahl der von Großbritannien aus organisierten Junggesellenpartys in Amsterdam hat sich heuer vervierfacht.
750 Euro Strafe
Die beliebtesten Ziele für ausschweifende Junggesellenpartys in Spanien waren lange Granada und Sevilla. Doch beide Städte haben bereits im Vorjahr strenge Verbote durchgesetzt. Nun folgt auch noch Malaga: Verspüren die Feiernden bei den vorhochzeitlichen Ritualen den Drang, nackt oder nur in Unterwäsche durch die Straßen zu laufen, drohen Strafen von 750 Euro. Das gilt für Männer wie Frauen gleichermaßen. "Jedes unzivilisierte Verhalten, das das Zusammenleben unserer Bewohner stört, muss aufhören", heißt es vonseiten des Stadtrates in Malaga.
Im deutschen Bamberg, dessen Altstadt Unesco-Welterbestätte ist, hat das Verbot von Junggesellenabschieden schon lang Tradition. Und im malerischen Heidelberg sind die feucht-fröhlichen Junggesellenpartys schon seit fast 15 Jahren aus der Innenstadt verbannt.
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