Italien schwitzt bei 40 Grad: Wie Rom bis Mailand mit der Hitze umgehen
In Mailand darf man sich dieser Tage in den öffentlichen Brunnen abkühlen. Auch das Bahnnetz leidet unter der Hitze.
18.07.23, 17:27
aus Mailand Andrea Affaticati
Es ist 14 Uhr, und das Thermometer nahe der Piazza della Signoria in Florenz zeigt 41 Grad. Kein Wunder, dass man an den Tischen vor dem bekannten Café Gilli niemanden sitzen sieht. Auch in Sonne und Hitze vernarrte Touristen haben sich für klimatisierte Innenräume entschieden, wo das geht.
Es sind aber nicht nur die Menschen, die unter den tropischen Temperaturen leiden. Auch den Hochgeschwindigkeitszügen Freccia Rossa und Italo scheint die Hitze nicht zu bekommen. Fast alle haben "wegen technischer Gründe", wie aus den Bahnhoflautsprechern verlautet, Verspätungen von über 60 Minuten. In einigen ist die Klimaanlage kaputt. Da trauert man den alten Zügen nach, die zwar vier Stunden für die Strecke Florenz-Mailand brauchten, aber Fenster hatten, die man öffnen konnte.
In Mailand, wo es auch 40 Grad hat, mangelt es wiederum an Grünflächen. Das macht die Hitze noch unerträglicher. Die Stadt hält viel von unberührtem Dekor, weswegen es normalerweise verboten ist, die Füße in öffentlichen Brunnen zu kühlen. Dieser Tage drehen sich jedoch Polizisten und Wächter auf der Piazza Castello einfach auf die andere Seite, wenn es jemand tut.
In Rom wiederum hat das Rote Kreuz 28 Einsatzgruppen überall in der Stadt platziert. Die Freiwilligen zeigen den Menschen, wo der nächste Brunnen steht, verteilen Wasser und stehen für kleine Einsätze zur Verfügung.
Das Gesundheitsministerium hatte schon im Mai ein Monitoring-System aktiviert, das die Temperaturen in 27 Städten misst. Laut einer Studie in der Fachzeitschrift Nature Medicine sind 2022 infolge der Hitze geschätzt 61.000 Menschen in der EU gestorben, davon 18.000 allein in Italien.
Da der Wetterdienst angekündigt hat, die Hitzewelle werde sich mindestens bis zum Wochenende fortsetzen und von Süd nach Nord in 20 Städten, darunter auch Verona und Bozen, die 40-Grad-Schwelle überstiegen, hat Gesundheitsminister Orazio Schillaci weitere Maßnahmen ergriffen: In den Spitalnotaufnahmen gibt es jetzt einen "Codice calore", eine Reglement, damit das Personal besser eingesetzt werden kann; die ambulante wohnortnahe Versorgung wird ausgedehnt; ärztliche Sondereinheiten sollen, wie in Pandemiezeiten, 24 Stunden am Tag Hitzepatienten zu Hause versorgen.
Kommentare