Italien wurde 2025 von vielen extremen Wetterereignissen heimgesucht

Blick auf die Stadt Cefalù in Sizilien mit dem Meer im Hintergrund.
Lombardei, Toskana und Sizilien waren am stärksten betroffen. Es gab Schäden in einer Höhe von zwölf Milliarden Euro. Viele junge Italiener wandern aus.

2025 haben extreme Wetterereignisse in Italien weiter zugenommen. Es war das Jahr mit den zweitmeisten klimawandelbedingten Ereignissen der vergangenen elf Jahre - nach 2023, das den Negativrekord hält. 

Laut der Jahresbilanz des Observatoriums "Città Clima" des Umweltschutzverbands Legambiente wurden 2025 landesweit insgesamt 376 extreme Wetterereignisse registriert, ein Anstieg um 5,9 Prozent gegenüber 2024. Im Jahr 2023 waren es 383 Ereignisse.

Am häufigsten kam es zu Überschwemmungen, Sturmschäden und Flussübertritten. Besonders besorgniserregend ist laut der Umweltorganisation der starke Zuwachs von Ereignissen im Zusammenhang mit Rekordtemperaturen (plus 94,1 Prozent), von Erdrutschen infolge intensiver Niederschläge (plus 42,4 Prozent) sowie von Windschäden (plus 28,3 Prozent).

Süditalien litt unter schwerer Dürre

Am stärksten betroffen waren die Regionen Lombardei, Toskana und Sizilien. Auf Provinzebene traf es vor allem Genua, Messina und Turin. Der Süden Italiens litt 2025 zudem besonders unter einer schweren Dürre, mit Sardinien, Sizilien und Apulien an der Spitze.

Die im Jahr 2025 entstandenen Schäden belaufen sich laut einer aktuellen Studie der Universität Mannheim - so Legambiente - auf 11,9 Milliarden Euro. Bis 2029 könnten sie auf 34,2 Milliarden Euro anwachsen.

"Die Klimakrise macht vor niemandem halt", betonte Legambiente. Dringend notwendig sei die Umsetzung des nationalen Anpassungsplans an den Klimawandel, der von der Regierung Ende 2023 verabschiedet wurde. Dazu gehörten sowohl die Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel als auch die Verabschiedung eines Gesetzes gegen den Flächenverbrauch.

Schäden an der Infrastruktur

Besorgniserregend sind zudem die Schäden im Infrastrukturbereich: 24 akute Wetterereignisse verursachten 2025 Schäden und Verspätungen im Bahnverkehr sowie im öffentlichen Nahverkehr. Die Unterbrechungen waren nicht nur auf Starkregen, Überschwemmungen und Erdrutsche zurückzuführen, sondern auch auf Rekordtemperaturen und starke Windböen.

"Einmal mehr hat sich Italien einer Klimakrise unvorbereitet gegenübergefunden, die seit vielen Jahren Realität auf unserem Staatsgebiet ist", kommentierte Stefano Ciafani, Präsident von Legambiente. "Die Folgen tragen wie immer die Bürgerinnen und Bürger, die Regionen, die Unternehmen und die gesamte Wirtschaft des Landes. Wir reagieren weiterhin auf Notfälle, anstatt konsequent an Maßnahmen zur Minderung, Anpassung und Prävention zu arbeiten. Von der Regierung Meloni fordern wir, die Klimakrise ins Zentrum ihrer politischen Agenda zu stellen", schloss Ciafani.

630.000 junge Italiener wanderten seit 2011 aus

Seit 2011 sind rund 630.000 junge Menschen im Alter von 18 bis 34 Jahren aus Italien ausgewandert. Österreich besetzt Platz neun in dem von Großbritannien angeführten Ranking jener Länder, in die die jungen Italienerinnen und Italiener am häufigsten umziehen, geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht des Nationalrats für Wirtschaft und Arbeit (Cnel) hervor. 47 Prozent der ausgewanderten Südtiroler entschieden sich im Zeitraum 2011 bis 2024 für Österreich.

27 Prozent der Südtiroler wollten nach Deutschland und 15,8 Prozent in die Schweiz, ergab die Studie. Dabei soll die gemeinsame deutsche Muttersprache eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Auswanderungslandes gespielt haben, geht aus dem Bericht hervor.

Fast die Hälfte der italienischen Abwanderer stammt aus Norditalien

Fast die Hälfte der jungen italienischen Abwanderer stammt aus Norditalien, rund 35 Prozent kommen aus dem Süden. Rechnet man die Zuwanderung junger Menschen aus dem Ausland dagegen, ergibt sich ein negativer Saldo von etwa 441.000 Personen. Zu den wichtigsten Zielländern junger Italiener zählen unter anderem Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Schweiz, Spanien und die USA.

Insgesamt entsprechen die zwischen 2011 und 2024 ausgewanderten Menschen rund sieben Prozent der in Italien lebenden jungen Bevölkerung im Jahr 2024. Allein im vergangenen Jahr verließen etwa 78.000 junge Menschen das Land. Die Zahl der Auswanderer entsprach damit rund 24 Prozent der Geburten. Der Anteil von Hochschulabsolventen unter den jungen Auswanderern ist zuletzt deutlich gestiegen. In den Jahren 2022 bis 2024 hatten mehr als 42 Prozent einen Hochschulabschluss, gegenüber knapp 34 Prozent im gesamten Zeitraum seit 2011.

Starker Verlust durch Abwanderung

Der durch die Abwanderung entstandene Verlust an Humankapital wird auf rund 160 Milliarden Euro geschätzt. Dabei handelt es sich um die Kosten, die Familien und der Staat - insbesondere für Ausbildung - für die ausgewanderten jungen Menschen getragen haben. Am stärksten betroffen sind die Lombardei mit rund 28 Milliarden Euro, Sizilien mit knapp 17 Milliarden und Venetien mit rund 15 Milliarden Euro. Insgesamt entspricht der Verlust etwa 7,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

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