Nach Vergiftungsfall: Weiterer Tourist in Istanbul gestorben
Tödliches Streetfood: Weitere Touristen in Türkei hospitalisiert
Zusammenfassung
- Ein weiterer deutscher Tourist ist nach einem Krankenhausaufenthalt in Istanbul verstorben, die Todesursache ist noch unklar.
- Die Todesfälle stehen im Zusammenhang mit Hotels im Stadtteil Fatih, in einem davon war zuvor eine deutsche Familie mutmaßlich durch chemische Vergiftung ums Leben gekommen.
- Elf Verdächtige, darunter Hotelangestellte und Verkäufer, wurden festgenommen, vier davon befinden sich in Untersuchungshaft wegen fahrlässiger Tötung.
Nach dem Tod einer deutschen Familie in Istanbul ist laut türkischen Medien ein weiterer deutscher Tourist verstorben. Gürhan T. war am Montag in die türkische Hauptstadt gereist und in einem Hotel im Stadtteil Fatih abgestiegen. Am Mittwoch war er dann mit Atemnot und Schweißausbrüchen in ein Krankenhaus eingeliefert worden, in welchem er verstarb. Die Todesursache ist noch unklar.
Laut türkischen Medien ergaben erste Ermittlungen, dass der Mann am Tag zuvor Bohnen und Reis gegessen sowie Wasserpfeife geraucht hatte.
Die Hamburger Familie, die zuvor mutmaßlich durch eine Vergiftung durch Pestizide verstorben war, hatte ihr Hotel im gleichen Stadtteil wie Gürhan T. Auch weitere Touristen wurden wegen Vergiftungserscheinungen in Spitälern behandelt.
Ein vorläufiger Bericht der türkischen Gerichtsmedizin belastete laut Medienberichten weiter das Hotel. Darin werde erklärt, dass der Tod der vierköpfigen Familie vorrangig durch eine chemische Vergiftung im Hotel verursacht worden sei, berichtete der Staatssender TRT. Die Wahrscheinlichkeit einer Lebensmittelvergiftung werde als gering eingestuft.
Tod von Familie: Acht Verdächtige in Untersuchungshaft
Inzwischen wurden acht Verdächtige verhaftet, darunter Lebensmittelverkäufer und auch der Schädlingsbekämpfer, der im Hotel eingesetzt worden sein soll. Laut Anadolu erklärte dieser in seiner Aussage, er habe keine gesonderte Zertifizierung zur Ausbringung der Chemikalien. Ein Kollege habe ihm gesagt, das brauche man nicht. Auch Überwachungsbilder, die türkische Medien verbreiteten, sorgen für Empörung in der Türkei. Zu sehen sein soll, wie die Familie nachts im Hotel eingeschlossen ist, während ein Notarztwagen vor der Tür auf sie wartet. Die Aufnahmen zeigen, wie ein Mann versucht, die verschlossene Tür der Lobby zu öffnen und dabei eines seiner Kinder im Arm hält. Er versucht auch, die Tür einzuschlagen. Anadolu berichtete, der Rezeptionist habe das Gebäude abgeschlossen, um Essen zu gehen.
Großvater der Familie meldet sich zu Wort
Der Großvater der in Istanbul gestorbenen Hamburger Familie forderte in der Zwischenzeit eine lückenlose Aufklärung des Todes seines Sohnes, seiner Schwiegertochter und der beiden Kinder. Er werde so lange kämpfen wie er kann, "ob mein Leben ausreicht oder nicht", sagte Yilmaz Böcek der dpa.
Sein Enkel hätte heute Geburtstag gefeiert und wäre sechs Jahre alt geworden, erklärte der Hamburger Böcek, der sich noch in der Provinz Afyonkarahisar aufhält, wo die Familie beigesetzt wurde. Türkische Medien hatten das Alter des Jungen zuvor mit sechs Jahren angegeben. Er sei am 13. November von Hamburg in die Türkei geflogen, erklärte der 58-jährige Böcek. Da habe die Familie bereits um ihr Leben gekämpft. Am selben Tag noch starben beide Enkelkinder, einen Tag später seine Schwiegertochter. Sein Sohn lag im künstlichen Koma, sagte er. Irgendwann hätten die Ärzte ihm gesagt, dass die Organe seines Sohnes versagt hätten und sie nichts mehr für ihn tun könnten.
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