Reiseprospekte wälzen, um den nächsten Urlaub zu planen? Für junge Menschen ist das undenkbar. Inspirationen holen sie sich online, vor allem auf Instagram.
Dort posten reichweitenstarke Influencer und gewöhnliche User ihre Bilder besonders spektakulärer oder idyllischer Orte in aller Welt. Scheinbar nebenbei entstanden, wurden die Aufnahmen meist aufwendig komponiert und nachbearbeitet. Geotags zeigen den Entstehungsort.
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"Selfie-Verbot" und Strandsperren
Die Folge: In nahezu jedem Land gibt es Plätze, an denen sich Touristen stauen, um dort das perfekte Urlaubsfoto zu schießen und Likes zu ernten. Mitunter werden ganze Reisen mit Blick auf „instagrammable“, also instagram-taugliche Locations geplant, Reiseveranstalter bieten maßgeschneiderte Touren an.
In einigen Orten wird der durch Social Media entstandene Hype mittlerweile zum Problem.
Das pittoreske italienische Fischerdorf Portofino etwa hat zu Ostern in besonders frequentierten Zonen Auto-Halteverbote erlassen, um das „anarchische Chaos“ zu beenden, das die foto-affinen Besucher auslösten. Gegenüber Medien sprach Bürgermeister Matteo Viacava von Staus und blockierten Zufahrten für Rettungskräfte.
Die in sozialen Medien als „Selfie-Verbot“ viral gegangenen Halteverbote richten sich vor allem an die Tausenden Kreuzfahrttouristen, die Portofino und andere Orte an der ligurischen Küste mit Bussen oder Mietautos für einige wenige Stunden fluten, aber nur wenig Geld dort lassen.
Während die Instagrammer in Portofino vor allem lästig sind, sind sie an anderen Orten eine Gefahr für die Umwelt. Bekanntestes Beispiel ist wohl jener thailändische Strand, der durch den Erfolgsfilm „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio weltberühmt wurde.
Maya Beach musste 2018 für vier Jahre geschlossen werden, da die Tier- und Pflanzenwelt durch den Besucheransturm nachhaltig geschädigt worden war.
Ein ähnliches Schicksal drohte rund um den Bruarfoss Wasserfall, einem Insta-Spot in Island. Dort reagierte man auf die Foto-Touristen jedoch nicht mit Verboten, sondern mit der Errichtung eines neuen Parkplatzes und eines Wanderwegs, der die sensible Vegetation schützt.
Gefährliche Klettertour
Oft gefährden die Besucher nicht nur die Natur, sondern auch sich selbst. Vor drei Jahren sorgte die deutsche Influencerin Yvonne Pferrer für einen Besucherboom am bayrischen Königssee.
Sie hatte ein Foto von sich gepostet, das sie in einem natürlichen Pool an den Klippen oberhalb des Sees zeigte. Etliche Follower wollten es Pferrer gleichtun und machten sich auf den Weg zum sogenannten „Gumpen“, der nur durch eine gefährliche Klettertour erreichbar ist.
Die Betreiber des Nationalparks am Königssee mussten den Gumpen aus Sicherheitsgründen für fünf Monate sperren. Zudem wiesen sie die Instagrammerin auf die Problematik hin, worauf diese die Wegbeschreibung löschte.
Nackt vor heiligem Baum
Auf der indonesischen Insel Bali sorgten Instagram-Bilder erst vor wenigen Wochen für Aufsehen. Die russische Influencerin Luiza Kosykh hatte sich nackt an einen für Hindus heiligen Baum geschmiegt und wurde des Landes verwiesen. Ein weiterer Russe musste ausreisen, nachdem er halbnackt einen ebenfalls heiligen Vulkan bestiegen hatte.
Bali will Touristen nun mit einem Handbuch Benimmregeln vermitteln – etwa jene, dass man nicht ohne Oberteil mit dem Moped über die Insel düsen soll.
Oben ohne könnte es übrigens auch in Portofino bald nicht mehr geben.
Laut Medien soll es verboten werden, barfuß, mit Badekleidung und – im Fall von Männern – nacktem Oberkörper durch die Gassen der Ortschaft zu flanieren.
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