Drogen und Alkohol: Touristen überlasten Notfall-Einsätze auf beliebter Urlaubsinsel

Es ist Urlaubszeit und auf den Inseln Mallorca, Ibiza, Formentera und Menorca treffen sich die Touristen. Sie machen Sightseeing oder Sport, gehen essen, schwimmen und feiern. Aber manche schlagen über die Strenge. Sie nehmen zu viele Drogen, schützen sich nicht vor der Sonne oder torkeln mitten am Tag betrunken über vielbefahrene Straßen. Das hat nicht nur für die Betroffenen Konsequenzen, wie Daniel Torres von der Gewerkschaft der Rettungssanitäter erinnert.
Erst vor wenigen Tagen ist auf Menorca ein Mann an einem Herzinfarkt gestorben, weil der nächste verfügbare Krankenwagen eine Stunde entfernt war. Das ist schlecht. Noch schlechter ist es, wenn zwar ein Krankenwagen in der Nähe ist, aber nicht kommen kann, weil er schon woanders gebraucht wird. Fatal ist es, wenn es dabei um einen Notfall geht, der nicht hätte sein müssen. Torres spricht von Überdosen, Alkoholvergiftungen oder Ballermanntouristen, die sich um 10 Uhr in der Früh betrunken an den Strand legen und dort von der Sonne regelrecht grillen lassen. „Bitte, macht doch im Urlaub nichts, was ihr daheim vermeidet“, sagt Torres.
Balearen stoßen an ihre Grenzen
Der 58-Jährige betont, dass nicht alle Touristen so sind, dass Tourismus für die Inseln die Einnahmequelle ist und er nichts gegen verantwortungsbewusste Urlauber hat. Aber Tatsache ist, dass die Balearen mit Mitteln und Personal im Gesundheitsbereich aktuell an ihre Grenzen stoßen. Und das hängt laut Torres eben schon auch mit dem Übertourismus zusammen.
Durch die exzessive Vermietung von Wohnungen an Touristen gibt es immer weniger bezahlbare Unterkünfte für die Menschen, die dort arbeiten sollten. Normalerweise kommt für die Sommersaison zusätzliches Personal vom Festland auf die Inseln. Nun bleiben sie daheim. Im medizinischen Bereich betreffe das vor allem Ibiza, wie Torres sagt. Gleichzeitig beobachtet er, wie vor allem junge Menschen exzessive Partyurlaube machen. Torres sieht das als Folge der Pandemie. Er hat den Eindruck, dass die Jugend feiert, als gäbe es keinen Morgen. Und ohne Morgen muss man sich auch keine Gedanken über Konsequenzen machen. Diese Leichtigkeit, die Touristen im Urlaub umtreibt, ist gefährlich.
Zahl der Einsätze gestiegen
Laut der Balearen-Regierung gingen letztes Jahr im Schnitt 2.254 Notrufe pro Tag ein. In den Sommermonaten Juli und August waren es zwischen 3.032 y 3.144. Wenn ein Notruf eingeht, wird durch Fragen eruiert, wie dringend die Rettung gebraucht wird. Bei einer Überdosis geht es um Leben und Tod und der Fall hat Vorrang. Auf Ibiza gibt es laut Torres bisher nur einen Club, der sein eigenes Rettungspersonal habe. Alle anderen sind auf den öffentlichen Dienst angewiesen. 2024 ist die Zahl der Einsätze auf den Balearen um drei Prozent gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr.
Um die sechs Prozent der Anrufe waren auf Deutsch, Englisch, Französisch oder Italienisch. Über 70 Prozent waren auf Spanisch. Wenn Torres von Touristen spricht, meint er auch die eigenen Landsleute. Dass die internationalen Urlauber negativ auffallen, liegt an ihren Ideen, mit denen sie in den Schlagzeiten landen.
Ein bekanntes Beispiel ist „Balconing“. Auf ihrer Website zählt die „Balearische Vereinigung für Balconing“ zynisch, wie oft jemand vom Balkon in den Pool springt. Und wie oft das daneben geht. In diesem Jahr verzeichnet sie schon vier Tote und zehn Verletzte. Großbritannien führt das Ranking traditionell an, gefolgt von Deutschland. Aber auch Österreich hat sich in dieser fragwürdigen Disziplin schon bewiesen. Die Republik liegt auf Platz sieben, mit insgesamt vier Toten und drei Verletzten.
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