Hauseinstürze in Marseille: Drei Tote und mehrere Vermisste

Hauseinstürze in Marseille: Drei Tote und mehrere Vermisste
Regierung rechnet mit bis zu acht Opfern. Kritik an den Behörden.

Beim Einsturz mehrerer Gebäude im Zentrum der südfranzösischen Hafenstadt Marseille sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Rettungskräfte bargen am Dienstag die Leichen einer Frau und zweier Männern. Da noch Bewohner vermisst wurden, befürchte die Regierung sogar "fünf bis acht" Todesopfer, sagte Innenminister Christophe Castaner. In Marseille wurde Empörung über die Behörden laut, die vom schlechten Zustand der Gebäude wussten.

An der Unglücksstelle in der Nähe des Alten Hafens von Marseille waren 80 Feuerwehrleute und 120 Polizisten mit Suchhunden im Einsatz. Innenminister Castaner sagte bei einem Besuch im Marseille, er sei "wenig optimistisch", dass noch Überlebende gefunden würden, da es kaum Chancen auf Hohlräume in den Trümmern gebe.

Vermisste nach Einsturz von Häusern

Dies liegt auch am unglücklichen Verlauf der Bergungsarbeiten: Zunächst waren am Montag zwei Gebäude wie Kartenhäuser eingestürzt, die als marode galten - darunter ein bewohntes Haus. Als die Feuerwehr dann einen Bagger einsetzte, stürzte ein drittes Gebäude teilweise ein, das seit Jahren leer stand. Die Trümmer dieses Hauses drückten nach Castaners Worten die Überreste der ersten beiden eingestürzten Häuser zusammen.

Staatschef Emmanuel Macron sicherte den Betroffenen die "Solidarität der gesamten Nation" zu. Zugleich wurde scharfe Kritik an den Behörden laut, da viele Gebäude in Marseille bekanntermaßen in schlechtem Zustand sind. Der prominente Linkspolitiker und frühere Präsidentschaftskandidat Jean-Luc Melenchon rügte, es stürzten "die Häuser der Armen" ein - "und das ist kein Zufall".

Anrainer berichten von massiven Problemen mit der Bausubstanz. Eine 25-jährige Philosophiestudentin sagte, in einem der Gebäude seien immer wieder Risse aufgetreten, 2017 sei die Eingangshalle eingestürzt. Nach Reparaturen habe die Hausverwaltung verkündet, das Problem sei behoben

Seit einigen Tagen seien die Türen mehrerer Wohnungen aber extrem schwergängig gewesen. "Ich hatte Angst, Gefangene in meiner eigenen Wohnung zu werden", sagte die junge Frau. Sie habe das Haus deshalb bereits am Sonntag verlassen.

Die Stadtverwaltung sieht das Unglück dagegen im Zusammenhang mit Unwettern: "Dieser dramatische Unfall könnte durch die schweren Regenfälle verursacht sein, die sich in den vergangenen Tagen über Marseille ergossen haben", ließ der 79-jährige Bürgermeister Jean-Claude Gaudin erklären.

Die Verwaltung ließ rund hundert Menschen aus Nachbarhäusern in Sicherheit bringen. Seit 2011 gibt es im Zentrum von Marseille umfangreiche Sanierungsarbeiten, die aber immer wieder ins Stocken geraten sind. Nach einem Bericht an die Regierung von 2015 hausen in der Hafenstadt rund 100.000 Einwohner in Gebäuden, die ihre Gesundheit oder Sicherheit gefährden.

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