Streit um Strandzugang in Griechenland: "Sand für alle!"

Streit um Strandzugang in Griechenland: "Sand für alle!"
Die "Handtuchbewegung" kämpft für freien Meereszugang und gegen überteuerte Strand-Clubs. Mittlerweile hat der Protest auch die Türkei erreicht.

Bisher kam der Tourismus in Griechenland und der Türkei ganz gut durch die Saison: Weder die massiven Waldbrände auf Rhodos noch Hitzerekorde wie im zentralanatolischen Eskisehir, wo zuletzt 49,5 Grad Celsius gemessen wurden, taten dem Urlauberansturm einen Abbruch. Doch nun könnte es mit der Entspannung im Sand bald vorbei sein: Denn die "Handtuchbewegung" will sich den Strand zurückholen.

Ihren Anfang nahm die Protestbewegung auf der griechischen Insel Paros, wo sich die Bevölkerung (14.000 Einwohner) während der Sommermonate touristenbedingt fast verzehnfacht. "Holen wir uns unsere Stände zurück", skandierten die Einheimischen am Strand von Marcello, schwenkten Handtücher, hielten Plakate hoch: "Freie Strände für alle!"

Streit um Strandzugang in Griechenland: "Sand für alle!"

Laut Gesetz dürfen 50 Prozent der Strandflächen kommerziell genutzt werden. Weil sich Clubs nicht daran halten, formt sich Protest.

Bis zu 120 Euro Eintritt

Die Kritik richtet sich gegen die Besitzer der Strand-Clubs: Sie würden den eigentlich öffentlich zugänglichen Strand über den ihnen zugewiesenen Abschnitten hinaus mit Liegestühlen und Sonnenschirmen zuzupflastern, um selbst am letzten Sandkorn vor dem Wasser verdienen zu können. Ein Vergleich der Luftbilder mit den Verträgen der Unternehmer zeigt: Offiziell sind rund 7.200 Quadratmeter vermietet, die Betreiber der Strand-Clubs haben sich jedoch auf 18.800 Quadratmetern ausgebreitet – einige sogar ohne die erforderliche Lizenz.

"Wir haben das Gefühl, von der Insel verdrängt zu werden", zitiert die New York Times den 70-jährigen Nicolas Stephanou. Viele Clubs verlangen horrende Tagespreise von bis zu 120 Euro. Wer sein eigenes Handtuch ausbreiten möchte, findet keinen Platz – oder wird von den Unternehmern vertrieben.

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Der Protest beschränkt sich längst nicht mehr auf Paros, sondern hat ganz Griechenland und sogar die Türkei erreicht. Im Urlaubsort Çeşme westlich von Izmir besetzten unlängst Einheimische mit ihren Handtüchern den Strand.

Die griechische Politik reagierte auf die Proteste mit vermehrten Kontrollen an den Stränden. Vielen Einheimischen geht das aber nicht weit genug: In der Türkei zogen die Aktivisten bereits vor Gericht.

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