Grenzschließung führt in Deutschland zu Sorge vor Hamsterkäufen

An der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien stehen die LKW Schlange.
Der Industrieverband sorgt sich um die Lieferketten. Ärzte warnen vor einer sozialen Ausgrenzung durch zu teure Corona-Selbststests.

Vor dem Hintergrund der Grenzschließungen zu Tschechien und Tirol warnt die deutsche Ernährungsministerin Julia Klöckner vor überzogenen Vorratskäufen. Lebensmitteltransporte seien nicht vom Beförderungsverbot erfasst, sagt die CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstagausgabe) vorab. "Wer trotzdem hortet, handelt nicht nur unlogisch, sondern auch unsolidarisch."

Klöckner verweist auf Lehren aus dem ersten Lockdown im Frühjahr. Saisonarbeitskräfte, Grenzpendler und Transportpersonal seien nun von den Einreisebeschränkungen ausgenommen.

Nicht zur Beruhigung beitragen dürfte aber, dass der Industrieverband BDI vor schwerwiegenden Folgen der Grenzschließungen zu Tschechien und Tirol warnt. "Die Gefahr ist groß, dass in den nächsten Tagen überall in Europa Lieferketten abreißen", sagt Hauptgeschäftsführer Joachim Lang den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstagausgabe) laut Vorab-Bericht.

"Praxistaugliche Testmöglichkeiten" gefordert

Grenzschließungen und Reisebeschränkungen im nationalen Alleingang beeinträchtigten auch den internationalen Güterverkehr und schadeten der deutschen Industrie massiv. "Grenzübergänge sollten weiterhin für alle Frachtfahrzeuge mit Gütern offen bleiben", fordert er. Dafür müssten "praxistaugliche Testmöglichkeiten in ganz Europa" bereitgestellt werden. Es nutze nichts "negative Tests bei Einreise von im Transportwesen und Güterverkehr tätigen Personal zu verlangen, ohne für ausreichende Testinfrastrukturen an den Grenzen zu sorgen".

Warnung vor sozialer Ausgrenzung

Ganz andere Sorgen hat der deutsche Ärztepräsident Klaus Reinhardt. Er warnt vor sozialer Ausgrenzung, falls die erwarteten Corona-Selbsttests zu teuer werden. Sie müssten nicht nur zuverlässig und einfach handhabbar sein, sondern dürften auch nicht zu Ausgrenzung führen, etwa wenn sie bei der schrittweisen Öffnung von Kulturveranstaltungen und des Freizeitsports zum Einsatz kämen, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, ebenfalls in den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). "Voraussetzung dafür ist, dass ausreichend Tests zur Verfügung stehen und dass sie für alle Menschen bezahlbar sind." Es dürfe nicht dazu kommen, dass sich Einkommensschwache die Tests nicht leisten könnten.

Reinhardt warnte zudem vor einer Scheinsicherheit negativer Testergebnisse, die zu einem sorglosen Umgang mit den Gefahren des Virus verleiten könnten.

Das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hofft auf eine Zulassung erster Selbsttests im März. In Österreich werden sie bereits in Schulen eingesetzt. Sie sind insbesondere geeignet, eine hohe Virenlast nachzuweisen. Das bedeutet, dass Personen, die stark ansteckend sind, rasch erkennbar sind - aber auch, dass Infizierte mit geringer Virenlast möglicherweise nicht entdeckt werden.

Kommentare