Ein in der Tat sehr trauriger Nachklang für die einstige Diva, die vor allem mit Filmen aus den 50er-Jahren wie „Der Glöckner von Notre Dame“, „Fanfan, der Husar“, „Die Schönen der Nacht“ und „Salomon und die Königin von Saba“ ins Filmfirmament aufgestiegen war.
Für die Italiener bleibt sie vor allem in ihrer Rolle als „Bersagliera“ in Luigi Comencinis Liebeskomödien „Liebe Brot und Fantasie“ und „Liebe, Brot und Eifersucht“ unvergesslich. Als Sophia Loren sie in den 60er-Jahren immer mehr in den Schatten stellte, widmete sich Lollobrigida der Fotografie und engagierte sich für Hilfsorganisationen.
Offshore-Konten in Panama
Aber zurück zur Erbschaft. Von den geschätzten 9 Millionen Euro scheinen nur mehr 800.000 Euro übrig zu sein, eine Summe, von der 300.000 Euro wegen ausstehender Schulden abgezogen werden müssen.
Hinzu kommen ihre Ikonen-Kollektion, einige Juwelen - die wertvollsten wurden aber schon verkauft -, Kunstgemälde, Möbel und die Villa auf der Appia Antica, in der sie bis zuletzt lebte, die mittlerweile aber beschlagnahmt wurde.
Was aber wurde aus dem Verkaufserlös dreier Immobilien in Rom, gleich bei der Spanischen Treppe gelegen, einer Wohnung in Monte Carlo und der Autos, die alleine auf einen Gesamtwert von 1,5 Millionen Euro geschätzt wurden?
Lollobrigidas Sohn vermutet, dass der Assistent Piazzolla seine Mutter manipuliert und das Geld für sich abgezweigt hat. In den Medien ist von Offshore-Konten in Panama die Rede. Um die Sachlage zu entwirren, muss man ein paar Jahre zurückgehen. Der Krieg um Lollobrigidas Erbe hatte nämlich schon vor ihrem Ableben begonnen. Spätestens seit 2019, als ihr heute 66-jähriger Sohn Andrea Milko Skofic aus der Ehe mit dem slowenischen Arzt Milko Skofic den Antrag stellte, sie zu entmündigen.
Das Gericht willigte der Entmündigung nicht zu, genehmigte aber die Vormundschaft für die Vermögensverwaltung. Ein Urteil, das vom Obersten Gericht 2021 bestätigt wurde. Außerdem zeigte der Sohn Piazzolla wegen Überlistung einer unzurechnungsfähigen Person an.
Der Sohn beschuldigt den 35-jährigen Assistenten, das Vertrauen seiner Mutter, die ihn vor 15 Jahren auch in ihre Villa auf der Appia Antica einziehen ließ, ausgenutzt und einen Großteil des Vermögens unterschlagen zu haben. Und zwar über die Firma „Vissi d’arte, die unter der Führung von Piazzolla Lollobrigidas Vermögen verwalten sollte.
Für jene, die sich etwas mit Opern auskennen, ein viel heißender Firmennamen. „Vissi d’arte“ ist eine berühmte Arie aus Giacomo Puccinis Oper „Tosca“ und beginnt so: „Ich lebte für die Kunst, lebte für die Liebe, tat keiner lebenden Seele etwas zuleide!“
Mit Sohn im Clinch
Es heißt, dass über dieses Unternehmen die römischen Immobilien, die Autos und etliches mehr versteigert und verkauft wurden. Es wird vermutet, und die Ermittlungen gehen in diese Richtung, dass der Erlös über ein 2014 in Monte Carlo eröffnetes Konto auf ein Offshore-Konto in Panama weitergeleitet wurde.
Piazzolla wehrt sich vehement gegen die Anschuldigungen und sagte unlängst in einem Interview. „Würde das Gesetz nicht einen Pflichtanteil von 50 Prozent an den Sohn vorsehen, hätte sie (Lollobrigida, Anm.) ihm keinen Cent vererbt.“
Bei ihrem letzten TV-Auftritt im November 2021 sagte eine tief gekränkte, aber, zumindest dem Anschein nach klar denkende Lollobrigida, keiner habe ihr mehr Schaden angerichtet als ihr Sohn, keiner sie so gedemütigt.
Sie habe doch niemandem etwas zuleide getan.
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