Gérard Depardieu vor Gericht: Ihm drohen bis zu 5 Jahre Gefängnis

Gérard Depardieu vor Gericht: Ihm drohen bis zu 5 Jahre Gefängnis
In Paris begann am Montag der Prozess gegen den Schauspieler, dem zwei Frauen sexuelle Übergriffe während Dreharbeiten vorwerfen.

Zusammenfassung

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  • Der Prozess gegen Gérard Depardieu wegen sexueller Übergriffe hat in Paris begonnen; zwei Frauen werfen ihm schwerwiegende Belästigungen vor.
  • Depardieu, dem bis zu fünf Jahre Haft drohen, bestreitet die Vorwürfe; sein Anwalt bezeichnet die Anklage als Lügen.
  • Der Fall wird als wichtiges Echo auf die #metoo-Bewegung angesehen, während hochrangige Unterstützer wie Präsident Macron weiterhin zu Depardieu stehen.

Gérard Depardieu wird schon erwartet. Dutzende Frauen haben sich lange vor Verhandlungsbeginn vor dem Gericht in Paris aufgestellt. Einige von ihnen halten Plakate hoch. „Na, Gérard, magst du das immer noch, meine Schlampe?“, steht auf einem davon. Es ist eine Anspielung an einen der obszönen Sprüche, den der 76-Jährige oft geäußert haben soll, wenn er Frauen betatschte und begrapschte; so haben es die Betroffenen berichtet.

Etliche Kameraleute und Journalisten drängeln sich an diesem Montagmittag vor dem Gerichtsgebäude. Die Medien sprechen von einem „historischen“ Prozess: Erstmals muss sich Depardieu, dieser lange verehrte Star-Schauspieler, der in rund 250 Filmen spielte, wegen dem Vorwurf sexueller Übergriffe vor Gericht verantworten.

"Brutal gepackt"

Zwei Frauen werfen ihm vor, sie während der Dreharbeiten für den Film „Les volets verts“ („Die grünen Fensterläden“) von Regisseur Jean Becker im Jahr 2021 schwer sexuell belästigt zu haben. Eine 54-jährige Dekorateurin hat ausgesagt, der Schauspieler habe sie „brutal gepackt“, mit den Beinen fixiert und fest an Taille, Bauch und Brust berührt. Die Frau steht an diesem Montagmittag zwischen den anderen Demonstrantinnen und blickt selbstbewusst in die Kameras. 

Die zweite Klägerin, eine heute 34-jährige Regieassistentin, wirft Depardieu vor, er habe ihre Brüste und ihren Hintern betatscht. Dem Angeklagten drohen bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldbuße von 75.000 Euro.

Auf zwei Tage ist der Prozess angelegt, der eigentlich bereits im Oktober 2024 hätte stattfinden sollen. Doch Depardieu ließ sich entschuldigen, legte ein medizinisches Gutachten vor. Er leidet an Diabetes und hat einen vierfachen Bypass. Nun aber hieß es, er sei verhandlungsfähig, wenn die Sitzungen sechs Stunden pro Tag nicht übersteigen.

Er dementiert alles 

Als der 76-Jährige kurz vor Prozessbeginn erscheint, hat er zwar ein gerötetes Gesicht, wirkt aber in relativ guter Verfassung. Auf dem Weg in den Gerichtssaal stützt er sich mit der Hand an der Schulter seines Verteidigers Jérémie Assous auf. Gelassen blickt er in die Kameras, einen Kommentar macht er nicht. 

Das überlässt er Assous, der kurz darauf vor die Presse tritt. Der Prozess sei eine Gelegenheit, „auf unparteiische, objektive und unbestreitbare Art und Weise“ die „Lügen“ der Anklage zu widerlegen, sagt der als offensiv bekannte Promi-Anwalt: „Wir werden die gesamten Anschuldigungen mit der Wirklichkeit konfrontieren.“ Die „Wahrheit“ werde ans Licht kommen.

Unterstützung für beide Seiten 

Von beiden Seiten sind an diesem ersten Verhandlungstag Unterstützer zugegen. Hinter Depardieu sitzen alte Schauspieler-Kollegen wie Vincent Perez und Fanny Ardant. Ardant war ebenfalls bei den Dreharbeiten 2021 zugegen und hat ihren Freund Depardieu stets öffentlich verteidigt. 

Aber auch die Schauspielerin Anouk Grinberg ist vor Ort, eine frühere Vertraute Depardieus, die zu einer seiner härtesten Anklägerinnen geworden ist, ebenso wie Charlotte Arnould. Die Schauspielerin hat 2018 Klage wegen zweimaliger Vergewaltigung in seinem Pariser Stadtpalais eingereicht. Ein erstes Verfahren wurde eingestellt, ein zweites wieder aufgenommen. Noch ist nicht entschieden, ob es zu einem Prozess kommt.

Noch viele weitere Frauen belasten den Darsteller des Obelix in mehreren Asterix-Streifen. Vor zwei Jahren hat die französische Investigativ-Online-Zeitung „Mediapart“ eine umfangreiche Reportage veröffentlicht, in der mehr als 20 Betroffene über verstörende Erfahrungen mit Depardieu zwischen 2004 und 2020 berichteten. In einem kürzlich erschienenen Artikel schlossen sich drei weitere Frauen an. 

Depardieu ging demnach immer nach demselben Muster vor, bedrängte und begrapschte sie vor aller Augen, machte Schmatzgeräusche und anzügliche Bemerkungen. Er habe sich völlig straffrei gefühlt, niemand habe es gewagt, ihn zu bremsen. Alle lachten, was das Gefühl der Erniedrigung noch verstärkte.

Macron sprach sich für Depardieu aus 

Bis zuletzt hatte er Fürsprecher auf höchster Ebene: Präsident Emmanuel Macron provozierte Ende 2023 einen Aufschrei von Feministinnen, als er sagte, Depardieu sei „ein riesiger Schauspieler“ und er sei gegen jede Form von „Menschenjagd“.

Für viele gilt die Aufarbeitung seines Falls jedoch als wichtiges Echo auf die #metoo-Bewegung, die 2017 in den USA mit der Anklage des früheren Filmproduzenten Harvey Weinstein auf sexuelle Übergriffe auf Frauen in der Kinobranche und darüber hinaus aufmerksam macht.

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