"Kaiserinnen in ihrem Reich“: Frankreichs Rechte wollen Bordelle wiedereröffnen

Prostitution
Die Bordelle sollen laut Vorstellung des Rassemblement National als Genossenschaften direkt von Prostituierten geführt werden.

Frankreichs Rechtspopulisten wollen Bordelle in ihrem Land legalisieren. Das Rassemblement National (RN) will einem Abgeordneten zufolge bald einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorlegen. Dieser müsse noch überarbeitet werden und werde dem Parlament danach vorgelegt.

"Ich werde die Wiedereröffnung der Bordelle vorschlagen, jedoch unter der Bedingung, dass sie von den Prostituierten selbst in einer kooperativen Form geführt werden“, warb Jean-Philippe Tanguy kürzlich vor Mitgliedern des Finanzausschusses, wie die französische Tageszeitung Le Monde berichtet. Marine Le Pen soll den Vorstoß unterstützen.

"Nordisches Modell" wurde 2016 eingeführt

In Frankreich hat Tanguy damit eine Debatte über die gesetzliche Regelung der Prostitution neu entfacht. 2016 wurde dort unter Präsident François Hollande (Sozialistische Partei, SP) das sogenannte "Nordische Modell", das zuerst in Schweden erprobt wurde, eingeführt. Demnach ist der Kauf sexueller Dienstleistungen illegal und wird mit Geldstrafen von 1.500 Euro (im Wiederholungsfall deutlich höher) bestraft. 

Der Verkauf von Sex bleibt dagegen straffrei. Sexarbeiterinnen erhalten zudem Hilfe, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Bordelle und Zuhälterei sind verboten. Dieses Gesetz hatte die bis dahin geltende Regelung abgelöst, nach der das Anwerben von Kunden strafbar war. 

"Schreckliche Verhältnisse"

Im Interview mit dem Radiosender RTL kritisiert Tanguy das 2016 eingeführte Modell: Die Bestrafung der Kunden habe die Sexarbeiterinnen "in schreckliche, erbärmliche Verhältnisse zurückgeworfen" und sie dazu gezwungen, an "dunklen, versteckten und daher sehr gefährlichen Orten zu arbeiten“.

Den Begriff "Bordell” lehne der RN-Abgeordnete zwar ab. Er schlägt aber vor, von Sexarbeiterinnen selbstverwaltete Orte zu schaffen, an denen sie sicher arbeiten können. Die Orte sollen wie Genossenschaften organisiert sein. "Es geht nicht darum, einer Form von Zuhälterei oder Menschenhandel Macht zu geben, das kommt nicht in Frage." Und: "Die einzige Lösung besteht darin, dass die Prostituierten ihre eigenen Chefinnen sind, dass sie Kaiserinnen in ihrem Reich sind."

Mehrere Verbände von Sexarbeiterinnen und Aktivistinnen kritisieren das Vorhaben in französischen Medien.

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