Erneuter Felssturz droht: Bangen um Schweizer Bergdorf

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Bis zu 150.000 Kubikmeter Fels könnten in den nächsten Tagen auf den Ort Brienz abgehen. Die Einwohner mussten den Ort schon zweimal verlassen.

Zusammenfassung

  • Im Schweizer Bergdorf Brienz droht erneut ein Felssturz mit bis zu 150.000 Kubikmetern Gestein, der im schlimmsten Fall einen Schuttstrom von bis zu einer Million Kubikmetern auslösen könnte.
  • Viele Einwohner haben die Hoffnung auf eine Rückkehr aufgegeben; 40 Anmeldungen für eine rasche Umsiedlung betreffen 95 Wohnungen, darunter auch Hauptwohnsitze.
  • Die Evakuierung bleibt bestehen, die Gemeinde will das Dorf erhalten und ermöglicht tageweisen Zutritt, während Computersimulationen im schlimmsten Fall eine schnelle Ausbreitung der Schuttmassen prognostizieren.

Im Schweizer Bergdorf Brienz droht ein neuerlicher Felssturz. Geologen erwarten nach Angaben der Gemeinde, dass sich in den nächsten Tagen bis zu 150.000 Kubikmeter Fels oberhalb des Orts lösen könnten. Die Menge entspreche etwa 150 Einfamilienhäusern. Im ungünstigsten Fall könnte die abbrechende Masse eine weitere Schutthalde in Bewegung bringen. Dadurch könnte ein Schuttstrom von bis zu einer Million Kubikmeter Material entstehen.

"Teile des Dorfes könnten dadurch getroffen werden", teilte die Gemeinde weiter mit. Möglich sei aber auch, dass das Geschehen keine weiteren Auswirkungen habe.

Das Dörfchen war wegen einer drohenden gewaltigen Gerölllawine im Mai 2023 geräumt worden. Wenige Wochen später stürzten 1,2 Millionen Kubikmeter Felsmassen talwärts und verfehlten den Ort nur knapp. Die rund 90 Einwohner konnten im Juli 2023 zurückkehren, aber im November 2024 war die Lage erneut so ernst, dass wieder eine Räumung angeordnet wurde.

Kaum Hoffnung auf Rückkehr 

Ein großer Teil der Einwohner von Brienz haben die Hoffnung aufgegeben, je wieder in ihr bergsturzgefährdetes Dorf im Kanton Graubünden zurückkehren zu können: Bis zum 30. September konnten sich die Betroffenen für eine möglichst rasche Umsiedlung bei der Gemeinde Albula melden. Es seien mit 40 Anmeldungen mehr eingegangen als erwartet, teilte die Gemeinde am Donnerstag mit.

Rockfall in Swiss village Brienz-Brinzauls

Diese Anmeldungen betreffen 95 Wohnungen in 45 Gebäuden. Die meisten davon sind zwar Zweitwohnungen und Ferienhäuser, die Gemeinde schätzt aber, dass auch gut 35 Bewohnerinnen und Bewohner ihre Häuser aufgeben und umsiedeln wollen. 

Vor der Evakuierung im November 2024 zählte das Dorf 90 Einwohnerinnen und Einwohner. Davon sind inzwischen knapp 30 Personen definitiv weggezogen oder verstorben. Nur ein kleiner Teil der bisherigen Bevölkerung hat also noch Hoffnung, je wieder ins Dorf zurückkehren zu können.

Die Gemeinde will versuchen, den verbleibenden Brienzerinnen und Brienzern "ein lebenswertes Dorf" zu erhalten. Die Evakuierung des Dorfes bleibt weiterhin bestehen. Gemäß Computersimulationen könnte eine Fliessrutschung im ungünstigsten Fall innert 90 Sekunden bis auf die Bahnlinie und die Kantonsstraße vorstoßen. 

Eine Schuttlawine könnte darüber hinaus bis in den Fluss Albula reichen. Der Gemeindeführungsstab will den Betroffenen aber auch im Winterhalbjahr so oft wie möglich den tageweisen Zutritt zum Dorf ermöglichen.

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