Mehr als 1,6 Millionen Menschen folgen ihr auf der Video-Plattform Tiktok, wo die gebürtige Ungarin mit dem starken Akzent von ihrem Leben als Holocaust-Überlebende erzählt und Fragen beantwortet.
Er traute sich nicht, die Uroma zu fragen
Betrieben wird der Kanal von Eberts 18-jährigem Urenkel Dov Forman. Während des ersten Lockdowns 2020 kam ihm die Idee, die Geschichten der Zeitzeugin mit der Welt zu teilen – auch, weil er sich selbst lange nicht getraut habe, seine Uroma über das Erlebte auszufragen. Als er es dann doch tat, sei ihm klar geworden, „dass nicht mehr viel Zeit bleibt.“
Vor ihrer Karriere auf Tiktok hatte Ebert bereits vor britischen Schulklassen über den Holocaust berichtet. „Ich weiß, dass ich eine der letzten Überlebenden bin“, sagte sie vor einem Jahr zum deutschen TV-Sender Euronews. „In Auschwitz habe ich mir geschworen, dass ich, sollte ich es je lebend herausschaffen, der ganzen Welt erzählen werde, was wirklich passiert ist. Und dieses Versprechen habe ich gehalten.“
Im vergangenen Jahr hat Ebert im stolzen Alter von 97 Jahren nicht nur eine Covid-Erkrankung überstanden, sondern auch ihr erstes Buch veröffentlicht. Es trägt den Titel „Lilys Versprechen: Wie ich Auschwitz überlebte und die Kraft zum Leben fand“. Co-Autor ist ihr Urenkel Dov Forman, das Vorwort stammt von Prinz Charles.
So berührend ihre Geschichte auch sein mag – die Anekdoten, die Ebert in ihren Videos preisgibt, sind schauerlich. Ungeschönt beschreibt sie den Alltag im Vernichtungslager, wie er wirklich war – und zeichnet damit ein düsteres Bild tiefster menschlicher Abgründe.
Sie erzählt etwa von schwangeren Frauen, die in ihrer Verzweiflung versuchten, Totgeburten herbeizuführen, weil sie nicht wollten, „dass die Nazis an ihren Neugeborenen herumexperimentieren“. Gefragt, welcher Eindruck aus Auschwitz ihr bis heute im Gedächtnis bleibt, antwortet sie: „Der fürchterliche Gestank. Es roch ständig nach verbrannten Menschen.“
Ob sie angesichts dieser Erlebnisse jemals wieder an den Ort des Schreckens zurückkehren würde, will ein Nutzer wissen. „Ja, ich war sogar schon ein paar Mal wieder in Auschwitz. Mit meinen Kindern und mit meinen Enkelkindern“, erklärt Ebert lachend. „Und ich habe mich dabei jedes Mal so stolz gefühlt. Ich hatte das Gefühl, als würde ich den Nazis zeigen, dass ich gewonnen habe.“ Ihre Stimme bebt, als sie weiterspricht. „Sie waren sich damals so sicher, dass ich diesen Ort nie wieder verlassen würde – und heute kehre ich dorthin aus freien Stücken mit drei neuen Generationen meiner Familie zurück.“
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