WHO warnt vor vorschnellen Lockerungen über Weihnachten

FILE PHOTO: News conference on the novel coronavirus in Geneva
Wenn Staaten nicht die nötige Infrastruktur aufgebaut haben, müssen Regierungen die gesundheitlichen Risiken abwägen, erklärt der Nothilfekoordinator.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor Lockerungen von Corona-Restriktionen über Weihnachten, wenn Behörden das Infektionsgeschehen nicht voll unter Kontrolle haben. "Wenn sich Menschen untereinander anstecken und wenn ein Land nicht die nötige Infrastruktur hat, um Fälle zu verfolgen und Kontakte zu isolieren und in Quarantäne zu schicken, dann wird eine Lockerung zu stärkeren Ansteckungen führen", sagte WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan am Montagabend in Genf.

Regierungen müssten sich im Klaren sein, dass sie nur Risiken abwägen könnten. Eine wissenschaftliche Formel, welche Lockerungen vertretbar oder wie viele Feiertage ohne größere Auflagen sicher seien gebe es nicht. "Es gibt nur ein höheres und niedrigeres Risiko, dass die Situation sich bessert oder verschlimmert", sagte er. Regierungen müssten die Risiken einer stärkeren Ausbreitung des Virus mit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Risiken der Beibehaltung von Beschränkungen abwägen. Wenn Menschen sich über die Feiertage nicht treffen dürften, könnte eine große Frustration, eine Corona-Müdigkeit und womöglich Widerstand gegen die Maßnahmen entstehen, räumte er ein.

Zuletzt hatte der WHO-Sonderbeauftragte David Nabarro vor einer dritten Welle Anfang des nächsten Jahres gewarnt, wenn Staaten "nicht die notwendige Infrastruktur aufbauen". 

Corona-Vakzin "für die Welt"

Viel Hoffnung ruht derzeit auf den Fortschritten der Impfstoffhersteller. Mit AstraZeneca hat am MOntag ein weiteres Pharmaunternehmen einen Studienerfolg gemeldet. Nach den Partnern BioNTech und Pfizer sowie dem US-Konzern Moderna legte auch der britische Pharmariese zusammen mit der Universität Oxford positive Daten vor: Das Vakzin könne eine Wirksamkeit von rund 90 Prozent gegen Covid-19 erreichen, es seien keine ernsten Nebenwirkungen aufgetreten, teilte AstraZeneca am Montag mit.

"Wir haben einen Impfstoff für die Welt", sagte der Leiter der Impfstoffgruppe der Uni Oxford, Andrew Pollard. Er verhindere nicht nur schwere Verläufe und Krankenhausaufenthalte, sondern könne auch zu Kühlschranktemperaturen gelagert werden. Das Vakzin könne daher rund um die Welt über die üblichen Vertriebswege für Impfstoffe ausgeliefert werden. Der Impfstoff von Biontech benötigt dagegen eine ultrakalte Lagerung von minus 70 Grad und ist bei normalen Kühlschranktemperaturen fünf Tage lang haltbar. Moderna erwartet, dass sein Impfstoff bei Kühlschranktemperaturen 30 Tage lang stabil ist und bis zu sechs Monate bei minus 20 Grad Celsius gelagert werden kann.

Massentests

In den USA will man Mitte Dezember mit der Impfung mit den Pfizer/Biontech-Seren beginnen, auch europäische Regierungen bereiten sich auf Impfreihen Anfang nächsten Jahres vor. In Österreich werden einstweilen Massentests zur Eingrenzung des Ansteckungsrisikos vor Weihnachten geplant.

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