Coronavirus: Ungarn schließt ab 1. September seine Grenzen

Coronavirus: Ungarn schließt ab 1. September seine Grenzen
Angesichts steigender Infektionszahlen - Ausländer brauchen künftig triftigen Grund für Einreise nach Ungarn.

Auch in Ungarn sind die Zahlen der Corona-Infektionen in den vergangenen Tagen gestiegen. Zuletzt lag sie bei 132 Personen pro Tag.  Im Land wurden insgesamt 5511 Corona-Infektionen nachgewiesen. 614 Menschen sind in Ungarn bis dato an Covid-19 gestorben. Derzeit gilt Maskenpflicht in geschlossenen öffentlichen Räumen mit Ausnahme von Gaststätten, auch Abstände müssen eingehalten werden. 

Zudem zirkuliert das Virus in höchsten Regierungskreisen. Die rechtskonservative Staatsführung rund um Ministerpräsident Viktor Orbán verkündete deshalb einen drastischen Schritt: Die Corona-Bestimmungen werden verschärft, ab 1. September sind sämtliche Grenzen des Landes geschlossen.

Das gab Kanzleiminister Gergely Gulyás am Freitag in Budapest bekannt. Ausländische Staatsbürger dürfen nur mit begründeter Ausnahme ungarisches Territorium betreten.

14 Tage Quarantäne

Mit der Schließung soll das Risiko der Einschleppung des Virus minimiert werden, da die Mehrheit der Infektionen auf ausländischen Aufenthalt zurückzuführen sei, so Gulyás. Nach Ungarn zurückkehrende ungarische Staatsbürger wiederum müssen 14 Tage in Quarantäne bleiben, außer wenn sie zwei negative Corona-Tests aufweisen können, die in einem Abstand von zwei Tagen gemacht wurden. Die Kosten der Tests tragen die Betroffenen, da selbst das "wesentlich reichere Deutschland auch zu diesem Schema übergegangen sei", so der Minister. Das Außenministerium in Wien wollte die Grenzschließungen in Ungarn vorerst nicht kommentieren.

Transitkorridore werden gesichert, betonte Gulyás. Was das neue Szenario konkret das für Pendler  bedeutet, wurde vorerst nicht kommuniziert. Weitere Details sollen laut Regierung am heutigen Samstag verkündet werden.

Mit den verschärften Maßnahmen soll für die Sicherheit der besonders gefährdeten betagten Menschen, der sich auf den Schulstart vorbereitenden Kinder und für das reibungslose Funktionieren der Wirtschaft gesorgt werden, erklärte Gulyas. Ab 1. September soll der Schulunterricht in Ungarn wieder aufgenommen werden, wobei die Lage an den Schulen und eventuelle erneute Schließungen gesondert abgewogen werden sollen. Von Feiern zum Schulbeginn solle jedenfalls Abstand genommen werden, so der Minister. Die neuen Verordnungen sollen einen Monat Gültigkeit besitzen und im Oktober neu behandelt werden.

Orbans Kroatien-Urlaub

Um ein Szenario wie das aktuelle zu verhindern, hatte Orbán die ungarische Bevölkerung unter anderem dazu aufgerufen, in der Heimat Urlaub zu machen. Dem Premier selbst dürfte ein Ungarn-Urlaub jedoch zu langweilig gewesen sein. Er machte es sich lieber an der kroatischen Adria auf einer Segeljacht gemütlich. „Der ungarische Premier wurde dabei erwischt, nicht das zu leben, was er predigt“, schrieb daraufhin die kroatische Tageszeitung Jutarnji List. Orbán sei beim Segeln in Dalmatien gesichtet worden. 

Dass Orbán regelmäßig an der Adria urlaubt, ist grundsätzlich bekannt. Der Sprecher des Premiers reagierte nicht auf die negativen Presseberichte.

Eventuell hatte Orbán gar ein glückliches Händchen, dass er im Ausland weilt. Im Westen Ungarns, am Plattensee – dem größten Steppensee Mitteleuropas – fand am Samstag eine Gartenparty mit mehreren Mitgliedern der regierenden Fidesz-Partei statt – unter ihnen auch Regierungsmitglieder. Kommunikationsdirektor István Hollik wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Mehrere Schlüsselarbeitskräfte befinden oder befanden sich in Quarantäne.

Trotz Grenzschließung soll indes der Fußball-UEFA Super-Cup zwischen Champions-League-Sieger Bayern München und Europa League-Sieger FC Sevilla am 24. September in der Budapester Puskas-Arena stattfinden. Laut Plan der UEFA erhalten beide Mannschaften jeweils 3.000 Eintrittskarten für ihre Fans. Diese dürften aber nur in Besitz von zwei negativen Coronatests einfliegen. Danach würden sie mit Bussen direkt zum Stadion und nach dem Spiel wieder auf dem gleichen Wege zurück zum Flugplatz gefahren, erklärte der Minister.

 

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