Straßenproteste in Süditalien gegen Ausgangssperre

Proteste und Zusammenstöße in Neapel
Kundgebungen in Neapel und Salerno - Behörden verurteilten gewaltsame Demonstration

In der süditalienischen Region Kampanien sind am Freitagabend Straßenproteste gegen die neu eingeführte Ausgangssperre von 23.00 Uhr bis 5.00 Uhr ausgebrochen. In Neapel und in Salerno gingen hunderte Menschen auf die Straße, um gegen die vom Präsidenten der Region Kampanien, Vincenzo De Luca, beschlossenen Restriktionen zu protestieren, die am Freitag in Kraft traten. Die Behörden verurteilten den gewaltsamen Protest.

Rund um den Beginn der Sperrstunde um 23.00 Uhr versammelten sich die Demonstranten im Zentrum Neapels vor dem Sitz der Regionalregierung. Sie skandierten Slogans und entzündeten Rauchbomben. Wie italienische Medien berichteten, griffen sie die Polizei mit Rauchbomben an. Die Sicherheitskräfte reagierten darauf mit Tränengas.

Protestaufruf auf den sozialen Medien 

Die Demonstranten skandierten Slogans gegen den kampanischen Präsidenten De Luca, der die Regierung in Rom angesichts steigender Coronavirus-Infektionszahlen zu einem gesamtstaatlichen Lockdown aufgerufen hat. De Luca verordnete die Schließung der Schulen bis zum 30. Oktober in der Region. Zur Protestaktion hatten einige Gruppen auf Sozialen Netzwerken aufgerufen. Sie riefen die Einwohner auf, sich über die Ausgangssperre hinwegzusetzen.

In der Stadt Salerno, circa 60 Kilometer südlich von Neapel, gingen hunderte Shop- und Restaurantinhaber auf die Straße, um gegen das nächtliche Ausgangsverbot zu demonstrieren. Sie trugen Kerzen in der Hand und skandierten Slogans gegen De Luca.

Der Polizeichef von Neapel, Alessandro Giuliano, verurteilte die gewaltsamen Proteste in der Vesuvstadt als "kriminelles Verhalten". Angriffe auf die Sicherheitskräfte seien unannehmbar. "Wir begreifen die Schwierigkeiten der Bevölkerung, doch nichts kann Gewalt rechtfertigen", sagte Giuliano.

Weitere Proteste befürchtet

Die Demonstrationen in Kampanien sind der erste Protest gegen die restriktiven Maßnahmen seit Beginn der Coronavirus-Epidemie in Italien im Februar. Die italienische Regierung befürchtet weitere Protestaktionen, sollte es zu einem neuen gesamtstaatlichen Lockdown wie im März und April kommen. "Wir müssen alles Erdenkliche zur Verhinderung eines neuen Lockdowns unternehmen, der soziale und wirtschaftliche Konsequenzen mit Auswirkungen auf die öffentliche Ordnung hätte", warnte Innenministerin Luciana Lamorgese am Freitag im Interview mit "Rainews24".

Die Ministerin kündigte strenge Polizeikontrollen zur Einhaltung der von der Regierung am Sonntag beschlossenen restriktiven Maßnahmen an. "Italien droht kein Polizeistaat, doch die Kontrollen werden rigoros sein. Unser gemeinsames Ziel ist es, einen neuen Lockdown zu vermeiden", erklärte die Innenministerin. Zugleich appellierte Lamorgese an das Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung.

Ausgangssperre ausgeweitet

Inzwischen wurde am Freitag auch eine nächtliche Ausgangssperre im norditalienischen Piemont eingeführt. Diese Maßnahmen gilt nun nicht nur in Kampanien und Piemont, sondern auch in der Lombardei, im Latium und in Kalabrien.

Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in Italien ist wieder sprunghaft angestiegen. 19.143 Neuinfektionen wurden am Freitag registriert, am Donnerstag waren es noch 16.079 Fälle. Außerdem vermeldeten die Behörden 91 Todesopfer, am Vortag waren es 136. Die Zahl der Toten in Italien, die mit oder an Covid-19 seit Beginn der Epidemie im Februar gestorben sind, überschritt somit die 37.000-Schwelle auf 37.058. Innerhalb eines Tages wurden 182.000 Tests durchgeführt.

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