Coronavirus: 35 Häftlinge laut Amnesty bei Protest im Iran getötet

Coronavirus: 35 Häftlinge laut Amnesty bei Protest im Iran getötet
Tausende Gefangene in mindestens acht Gefängnissen hätten für besseren Schutz gegen das Virus demonstriert.

Im Iran sind nach Angaben von Amnesty International mehr als 30 Häftlinge bei Protesten im Zuge der Coronakrise von Sicherheitskräften getötet worden. Tausende Gefangene in mindestens acht Gefängnissen hätten in den vergangenen Tagen für bessere Sicherheitsmaßnahmen gegen das Virus demonstriert, teilte die Menschenrechtsorganisation unter Berufung auf "glaubwürdige Quellen" am Donnerstag mit.

Die Behörden hätten die Aufstände mit scharfer Munition und Tränengas niedergeschlagen, erklärte Amnesty. Dabei seien rund 35 Häftlinge getötet und hunderte weitere verletzt worden. Die Reaktion der Behörden auf die Demonstrationen seien "abscheulich", erklärte Diana Eltahawy, stellvertretende Regionaldirektorin von Amnesty International für den Nahen Osten und Nordafrika.

100.000 Häftlinge auf freien Fuß gesetzt

Statt auf die "legitimen Forderungen" der Gefangenen nach Schutz einzugehen, hätten die Verantwortlichen sie getötet, um sie zum Schweigen zu bringen, erklärte Eltahawy. Amnesty forderte eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle. Zudem sollten politische Gefangene, Menschen in Untersuchungshaft sowie Gefangene, die einer Risikogruppe angehören, freigelassen werden.

Nach Angaben der iranischen Justizbehörden sind in dem stark von der Pandemie betroffenen Land bereits 100.000 Häftlinge auf freien Fuß gesetzt worden, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. 10.000 Gefangene bekamen eine Amnestie, 85.000 Häftlinge einen Hafturlaub. 

Die über 83 Millionen Einwohner zählende Islamische Republik Iran gehört zu den vom Coronavirus am stärksten betroffenen Ländern, wobei die Dunkelziffern weit höher als die bis Donnerstag offiziell gemeldeten knapp 65.000 Infizierten und 4.000 Toten liegen dürften.

Davon profitierten vor allem Kleinkriminelle und auch einige politische Gefangene. Der Bruder des iranisch-amerikanischen Geschäftsmannes Siamak Namazi, der im Iran in Haft sitzt, hat die Bedingungen als "mehr als schrecklich" bezeichnet. Bis zu 25 Menschen teilten sich dort eine kleine Zelle.

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