Steigende Corona-Zahlen: Intensivstationen in Deutschland eingeschränkt

Wer wegen Covid-19 auf einer Intensivstation behandelt wurde, hat ein erhöhtes Risiko, auch wegen Long Covid im Spital aufgenommen werden zu müssen.
Der Ausfall von Mitarbeitern während der Corona-Sommerwelle macht Krankenhäusern zu schaffen.

Steigende Corona-Zahlen und Krankenstände belasten den Betrieb der Intensivstationen in deutschen Kliniken. "Vor allem die hohe Zahl erkrankter Mitarbeiter macht uns deshalb gerade im Gesundheitssystem zu schaffen - zudem einige auch endlich noch ihren verdienten Urlaub antreten, um mit neuer Kraft in die Wintermonate zu starten", sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, mehreren Medien am Samstag.

55 Prozent der Intensivstationen - 736 an der Zahl - arbeiteten derzeit im teilweise eingeschränkten oder eingeschränkten Betrieb. "Das ist leider schon eine sehr hohe Zahl, die wir sonst nur in den kälteren Jahreszeiten und einer höheren Covid-Belastung gesehen haben", sagte Marx.

Operationen werden verschoben

Intensivmedizinisch behandelt werden nach dem Divi-Tagesreport am Samstag 1.053 Patienten mit Covid-19, 19 weniger als am Tag zuvor. Nach Angaben von Marx sind es derzeit etwa doppelt so viele wie zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr und knapp vier Mal so viele wie 2020. Zugleich stünden vor allem wegen Personalmangels fast 2.000 Intensivbetten weniger zur Verfügung als im vergangenen Jahr.

Zwar sei die Versorgung der lebensbedrohlich erkrankten Patienten und Notfallpatienten überall gesichert. "Aber in den Krankenhäusern werden schon wieder zahlreiche Operationen verschoben und Personal muss umgesetzt werden", machte Marx deutlich.

Lauterbach verteidigt Corona-Politik

Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Samstagmorgen mit 700,3 an. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 699,5 gelegen, im Vormonat bei 276,9. Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verteidigte die aktuelle Corona-Politik der Regierung. Viele Bürger fragten sich, ob jetzt eine Durchseuchung durch die Hintertür komme, schrieb der Minister am Samstag auf Twitter. "Nein", versicherte er - der von ihm im Juni vorgestellte Sieben-Punkte-Plan zur Vorbereitung auf den Herbst laufe schon an. Dazu gehöre unter anderem "ein für alle Infektionsstufen ausreichendes Infektionsschutzgesetz", betonte der SPD-Politiker und fügte hinzu: "Ich verzichte gerne auf Urlaub dafür."

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