China erreicht Emissions-Peak früher als geplant

China erreicht Emissions-Peak früher als geplant
Eine neue Analyse zeigt: Seit 18 Monaten stagnieren oder sinken die Emissionen des 1.400 Millionen Menschen großen Landes in Zentralasien.

Chinas CO₂-Ausstoß ist seit eineinhalb Jahren konstant oder rückläufig. Das zeigt eine neue Auswertung des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA), veröffentlicht auf der Klimaplattform Carbon Brief. Demnach könnte China sein selbst gesetztes Ziel, den Höhepunkt der Emissionen erst um 2030 zu erreichen, deutlich früher schaffen.

Grund dafür ist vor allem der massive Ausbau von Solar- und Windkraft. Im dritten Quartal dieses Jahres wuchs die Stromerzeugung aus Solarenergie um 46 Prozent und aus Windkraft um 11 Prozent. Obwohl der Strombedarf weiter stieg, blieben die Emissionen im Energiesektor also stabil.

In den ersten neun Monaten installierte China zusätzliche Solaranlagen mit 240 Gigawatt Leistung sowie Windkraftanlagen mit 61 Gigawatt – ein erneuter Rekord. Bereits 2024 hatte das Land mehr Solarkapazität zugebaut als der Rest der Welt zusammen.

Chinas Emissionen steigen nicht mehr

Neben der Energiebranche trugen auch sinkende Emissionen in der Zement-, Stahl- und Reiseindustrie zum Ergebnis bei. Für das gesamte Jahr könnte dennoch ein minimaler Anstieg möglich sein – abhängig von der Entwicklung im vierten Quartal. Sollte sich der bisherige Trend fortsetzen, wären jedoch sinkende jährliche Emissionen erstmals realistisch.

China ist längst der aktuell größte Emittent von Treibhausgasen mit einem weltweiten Anteil von 29,2 Prozent. Wie die EU-Kommission im neuesten Update berichtet, waren China, die Vereinigten Staaten, Indien, die EU27, Russland und Indonesien 2024 die größten Verursacher von Treibhausgasemissionen weltweit. Zusammen repräsentieren sie 51,4 % der Weltbevölkerung, 62,5 % des globalen Bruttoinlandsprodukts, 64,2 % des globalen Verbrauchs fossiler Brennstoffe und 61,8 % der globalen Treibhausgasemissionen.

Unter diesen Hauptemittenten erhöhten China, Indien, Russland und Indonesien im Jahr 2024 ihre Emissionen im Vergleich zu 2023. Indonesien verzeichnete dabei den größten relativen Anstieg (+ 5,0 %) und Indien den größten absoluten Anstieg um 164,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.

Problem historische Emissionen

Bei den Klimakonferenzen heißt es seitens der entwickelten Länder, das Problem seien vor allem die bereits seit 250 Jahren vor allem von den Industriestaaten ausgestoßenen Treibhausgase: Blickt auf die kumulierten, also seit 1750 addierten Emissionen, führen das weltweite Ranking noch immer die USA mit einem Anteil von 23,8 Prozent an, vor der EU-27 mit 16,5 Prozent (Großbritannien, wo die industrielle Revolution mit Kohle ihren Anfang genommen hat, weist demnach 4,4 Prozent aus, und damit mehr als Indien mit 3,5 Prozent Weltanteil). Chinas Anteil an den kumulierten weltweiten Emissionen liegen bei 15 Prozent.

Das Thema der nicht mehr steigenden Emissionen Chinas sorgt für viel Aufmerksamkeit während der Weltklimakonferenz Cop30, die derzeit in Brasilien läuft. Chinas Staatschef Xi Jinping ist nicht angereist, ebenso wenig US-Präsident Donald Trump, doch Delegationen beider Länder verhandeln vor Ort. UN-Generalsekretär António Guterres warnte kürzlich, ein Scheitern beim Einhalten des 1,5-Grad-Ziels sei „moralisches Versagen und tödliche Nachlässigkeit“.

Der brasilianische Cop-Präsident André Corrêa do Lago lobte Chinas Rolle als Technologietreiber: Solarzellen seien mittlerweile so günstig, dass sie weltweit fossile Energieformen unterbieten. „China liefert Lösungen, die nicht nur für China sind“, sagte er.

Dennoch besteht ein Risiko: China wird aller Voraussicht nach sein Ziel verfehlen, die sogenannte Kohlenstoffintensität – also Emissionen pro Wirtschaftsleistung – zwischen 2020 und 2025 deutlich zu senken. Um das Klimaziel für 2030 dennoch einzuhalten, wären steilere Reduktionen nötig.

In Peking richtet sich der Blick nun auf den nächsten Fünfjahresplan (2026–2030). Offizielle Signale deuten darauf hin, dass dort der Ausbau eines CO₂-armen Energiesystems zur Priorität erklärt wird. Beobachter verweisen darauf, dass China bei Klimazielen häufig zurückhaltend ankündigt – und später deutlich mehr liefert als versprochen.

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