Trank Regenwasser: Vermisste Backpackerin meldet sich aus Krankenhaus

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Eine 26-jährige Deutsche wurde zehn Tage lang in Australien vermisst. Nun meldete sie sich aus dem Krankenhaus.

Die junge Deutsche Carolina Wilga war auf eigene Faust in einem Van durch Australien unterwegs. Sie reiste bereits seit zwei Jahren herum und verdiente ihren Unterhalt durch Gelegenheitsjobs in der Landwirtschaft und in Minen. Bis vor Kurzem hielt sie regelmäßigen Kontakt zu ihrer Familie und einer Freundin. Ende Juni aber brach der Kontakt abrupt ab, das Handy der Backpackerin war nicht mehr erreichbar.

Wilga wurde gefunden

In einer großangelegten Suchaktion wurde die junge Frau gefunden. Die 26-Jährige habe ein "Trauma" hinter sich, das sie mit "Tapferkeit" überstanden habe, sagte Martin Glynn von der Polizei im Bundesstaat Western Australia am Freitag vor Journalisten. Die junge Frau war demnach im Buschland Opfer einer heftigen Mücken-Attacke geworden

Wilga meldet sich aus dem Krankenhaus

Wenige Tage nach ihrer Rettung aus der australischen Wildnis bedankte sich die deutsche Backpackerin emotional bei allen Helfern. Eine Passantin hatte sie am Freitag zufällig im Outback entdeckt. "Ich bin einfach unendlich dankbar, dass ich überlebt habe", zitierten australische Medien aus einer Mitteilung aus dem Krankenhaus in Perth, wo sie sich von dem Erlebten erholen soll.

"Manche fragen sich vielleicht, warum ich mein Auto überhaupt verlassen habe, obwohl ich Wasser, Essen und Kleidung da hatte", schrieb sie. "Die Antwort lautet: Ich hatte die Kontrolle über das Auto verloren und war einen Abhang hinuntergerollt." Bei dem Unfall habe sie sich schwer am Kopf verletzt. "Infolge des Unfalls habe ich mein Auto völlig verwirrt verlassen und mich verirrt."

Sie bedanke sich "aus tiefster Seele" für die unglaubliche Unterstützung während der Suchoperation, betonte Wilga, die bereits seit zwei Jahren durch Australien reiste und den Trip teilweise durch Arbeit in Minen finanziert hatte. "Der Gedanke an all die Menschen, die an mich geglaubt, nach mir gesucht und weiter für mich gehofft haben, gab mir in meinen dunkelsten Momenten die Kraft, weiterzumachen."

Besonderer Dank an ihre Retterin

Neben der Polizei, den Suchtrupps und dem deutschen Konsulat dankte sie auch den Krankenschwestern, "die sich mit so viel Mitgefühl um mich gekümmert haben". Gleichzeitig bedankte sie sich bei allen Menschen rund um die Welt, die einfach an sie gedacht hätten – "und natürlich meiner Retterin und meinem Engel Tania!"

Die Australierin Tania Henley hatte Wilga am Freitag an einem Pfad in Outback entdeckt und in ihrem Auto in den nächsten Ort mitgenommen. Laut Polizei hatte sie bis dahin Regenwasser und Wasser aus Pfützen getrunken und teilweise in Höhlen übernachtet. Dabei sei sie einerseits strömendem Regen und Minusgraden, andererseits der starken australischen Sonne ausgesetzt gewesen, hieß es.

Als sie gefunden wurde, war sie dehydriert, erschöpft und hungrig. Gleichzeitig kam sie den Behörden zufolge verhältnismäßig glimpflich davon: Sie hat trotz ihrer Odyssee laut Polizei lediglich Blessuren wie Sonnenbrand, zahlreiche Insektenstiche, Prellungen, Schnittwunden und eine Fußverletzung erlitten.

Aufnahmen von Sicherheitskameras

Zuvor wurde die örtliche Polizei eingeschaltet, die bestätigte, dass Wilga das letzte Mal am 29. Juni vor einem Geschäft in dem Ort Beacon, etwa 330 Kilometer nordöstlich von Perth, gesehen wurde. Danach verlor sich ihre Spur. Die Polizei startete in sozialen Medien einen Suchaufruf. Einsatzkräfte suchten laut Venn unter anderem mit Hubschraubern und Flugzeugen das "unwirtliche, felsige Gelände" rund um Beacon ab. Zudem wurden im Rahmen der Ermittlungen Aufnahmen von Sicherheitskameras veröffentlicht, die die Deutsche am 28. Juni in Toodyay an einer Tankstelle und am nächsten Tag in Beacon vor einem Geschäft zeigen.

Ihre Mutter, die laut Facebook aus Castrop-Rauxel in Nordrhein-Westfalen stammt, rief in einem Kommentar unter dem Polizeiaufruf die Bevölkerung zur Mithilfe bei der Suche auf: "Carolina wird immer noch schmerzlich vermisst. Falls jemand Hinweise hat, bitte die Polizei kontaktieren. Bitte Augen offen halten!" Die Familie sei verständlicherweise verzweifelt und sehr besorgt, "wie jeder von uns, wenn ein junges Familienmitglied am anderen Ende der Welt vermisst wird", sagte Polizeikommissarin Venn. "Irgendjemand da draußen muss über wichtige Informationen verfügen, die der Polizei helfen können, Carolina zu ihrer Familie und ihren Freunden zurückzubringen."

Fahrzeug gefunden

Mehr als zehn Tage nach dem Verschwinden fand die Polizei das verlassene Auto der Frau gefunden. Das Fahrzeug der 26-Jährigen sei in der Nähe von Karroun Hill rund 300 Kilometer nordöstlich von Perth entdeckt worden, berichtete die Zeitung The West Australian unter Berufung auf die Polizei. Es habe vermutlich mechanische Probleme gegeben. Wilga selbst sei aber nicht vor Ort gewesen. "Die Suche nach ihr dauert an, zusätzliche Kräfte werden in das Gebiet entsandt", sagte eine Polizeisprecherin. Die Sorge um die Deutsche war zuletzt immer mehr gewachsen. Die Polizei hatte die Suche auch auf andere Landesteile ausgeweitet. Die Behörden in allen Bundesstaaten und Territorien des Landes seien über das Verschwinden der jungen Frau informiert worden, betonte Polizeihauptkommissarin Katharine Venn. Jede Information und jeder Hinweis bezüglich ihres derzeitigen Aufenthaltsorts würden geprüft. Unter anderem seien Hinweise aus verschiedenen Ortschaften in Westaustralien eingegangen, darunter Albany und Margaret River.

Auch die Kriminalpolizei wurde in die Suche einbezogen. "Es handelt sich um Ermittlungen zu einer vermissten Person. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Dritte an ihrem Verschwinden beteiligt sind", sagte Venn. Aber es werde in alle Richtungen ermittelt. Sie fügte hinzu, dass die Vermisste sich möglicherweise auch im Outback verirrt haben könnte. "Wir nehmen die Sache sehr ernst, aber es ist auch möglich, dass Carolina sich in abgelegenen Regionen von Westaustralien aufhält, ohne Netzanschluss ist und keinen Zugriff auf ihr Telefon hat."

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