Mysteriöser Fund in Tschernobyl-Sperrzone: Blaue Hunde entdeckt

Blaue Hunde in Tschernobyl entdeckt: Das steckt dahinter?
Auf Social Media kursieren derzeit dubiose Fotos von blauen Hunden. Sie wurden in der Nähe der Tschernobyl-Sperrzone gesichtet.

Fast vier Jahrzehnte nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl sorgt nun wieder ein bizarrer Fund für Aufsehen: Drei Hunde mit leuchtend blauem Fell wurden im Sperrgebiet gesichtet. Was steckt hinter der seltsamen Färbung – und hat sie womöglich etwas mit der Radioaktivität zu tun?

Bilder von blauen Hunden: Radioaktivität der Grund?

In sozialen Medien verbreiteten sich die Bilder der "blauen" Hunde wie ein Lauffeuer. Auch internationalen Medien, unter anderem in der New York Post, berichteten: Handelt es sich um eine Mutation durch radioaktive Strahlung? Oder steckt eine chemische Substanz dahinter? Anrainer erklärten gegenüber der New York Post, dass das Fell der Hunde noch eine Woche zuvor normal gefärbt war. Für Tierschützer der Organisation "Dogs of Chernobyl" ist das ein wichtiger Hinweis. "Wir kennen den genauen Grund noch nicht und versuchen, sie einzufangen, um herauszufinden, was los ist“, sagte ein Sprecher der Organisation.

Was die Wissenschaft sagt

Radiologische Experten und Veterinärmediziner halten eine radioaktive Verfärbung des Fells für höchst unwahrscheinlich. Strahlung kann genetische Schäden verursachen, führt aber nicht zu spontanen Farbveränderungen im Fell oder in der Haut. "Blaues Fell ist kein Symptom radioaktiver Belastung", erklärt Dr. Olga Petrenko, Biologin an der Nationalen Universität Kiew gegenüber der New York Post. "Solche Veränderungen deuten meist auf chemische Reaktionen mit Farbstoffen oder Metallen hin."

Tiere durch Strahlung belastet

Eine genetische Mutation durch jahrzehntelange Strahlenexposition wurde zwar bei den Tschernobyl-Tieren und speziell bei Hunden bereits wissenschaftlich nachgewiesen – eine Studie der US-amerikanischen Princeton University (2023) zeigte, dass sich ihre DNA signifikant von Hunden außerhalb der Zone unterscheidet –, doch die Veränderungen betrafen vor allem Stoffwechselprozesse und Immunsysteme, nicht die Fellfarbe.

Chemische Spurensuche

Die Leiterin des Tschernobyl-Hundeprogramms, Dr. Jennifer Betz, hat eine pragmatischere Vermutung: "Wir vermuten, dass sie sich in einer Substanz gewälzt haben, die sich in ihrem Fell ansammelte", erklärte sie gegenüber BILD. Naheliegende Quellen wären etwa alte mobile Toiletten oder chemische Abfallbehälter in verlassenen Industriegebäuden. Viele dieser Relikte enthalten Kupfer- oder Kobaltsalze sowie Farbstoffrückstände, die, wenn sie sich mit organischem Material wie Fell verbinden, intensive Blautöne erzeugen können. 

Ähnliche Fälle in Indien

Solche Phänomene sind nicht neu: In Indien wurden 2017 streunende Hunde in der Industriestadt Navi Mumbai ebenfalls blau gefärbt aufgefunden, nachdem sie in einen chemisch kontaminierten Fluss geraten waren. Analysen ergaben damals eine Belastung mit Farbstoffresten aus Textilfabriken.

Seit der Reaktorexplosion von 1986 gilt das Gebiet um Tschernobyl als eine der am stärksten kontaminierten Zonen der Erde. Die Bewohner wurden damals innerhalb weniger Stunden evakuiert – viele mussten ihre Haustiere zurücklassen. Diese Tiere vermehrten sich über Generationen hinweg. Heute leben Schätzungen zufolge rund 700 Hunde in der etwa 30 Quadratkilometer großen Sperrzone. Um ihr Überleben kümmern sich Freiwillige der Organisation "Dogs of Chernobyl". Noch ist das Rätsel nicht endgültig gelöst: Erst wenn es den Helfern gelingt, die Tiere einzufangen und Proben zu nehmen, wird klar sein, welche Substanz tatsächlich für die Färbung verantwortlich ist.

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