Wärmeres Klima erleichtert neuen Arten Ansiedlung in Vorarlberg

Eine der eingewanderten Arten: Die Schmuckschildkröte.
Zusammenfassung
- Wärmeres Klima erleichtert die Ansiedlung exotischer Arten in Vorarlberg, was sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt.
- Einige neue Arten wie die Japanische Landplanarie und die Riesenzecke können ein Risiko für heimische Ökosysteme und den Menschen darstellen.
- Es gibt auch willkommene Neuzugänge wie die Blaue Holzbiene, die zur Bestäubung beiträgt, während invasive Arten wie die Grüne Reiswanze landwirtschaftlichen Schaden verursachen.
Dass Zugvögel, Reisende und internationaler Handel exotische Tierarten nach Vorarlberg bringen, ist nicht neu. Die veränderten Klimabedingungen erleichtern ihnen aber die Ausbreitung. Mitunter handelt es sich um Arten, die nicht sehr willkommen sind, etwa die Riesenzecke Hyalomna marginatum, so Elisabeth Ritter von der inatura-Fachberatun.
Es gibt aber auch erfreuliche Neuzugänge wie die Blaue Holzbiene. Meist unbeabsichtigt und unbemerkt gelangen die Tierchen nach Vorarlberg, werden in Pflanztöpfen, an Autoreifen und im Gepäck mitgebracht oder auch durch Vögel. Das ist nicht neu.
Nachteile für heimische Tiere und Pflanzen
Allerdings wird es durch das wärmere Klima auch hierzulande für Arten, die früher nur in südlicheren Gefilden heimisch waren, einfacher, sich fortzupflanzen und auszubreiten - unter Umständen auch zum Nachteil heimischer Tierarten und Ökosysteme.
Einer dieser Neozoen genannten Neuzugänge ist die Japanische Landplanarie (Diversibipalium multilineatum). Sie wurde 2024 erstmals in Vorarlberg und damit auch erstmals in Österreich nachgewiesen, in Lochau fand eine Familie gleich mehrere Exemplare bei ihrem Planschbecken im Garten.
Die ockerfarbenen Würmer haben fünf dunkle Längsstreifen auf dem Rücken und können bis zu 20 Zentimeter lang werden. Die Fortpflanzung fällt ihnen nicht schwer: Sie sind Zwitter und brauchen lediglich ein zweites Exemplar ihrer Art, auf das Geschlecht müssen sie keine Rücksicht nehmen.
Vermehrung ohne Partner
Und auch ohne Partner können sie sich vermehren. Ihr Körper kann sich in zwei Hälften teilen, der vorderen wächst ein neuer Schwanz, der hinteren ein neuer Kopf. Die Landplanarien ernähren sich von Regenwürmern, Schnecken und Gliederfüßern. Ob sie hiesige Arten bedrohen, ist laut Elisabeth Ritter noch nicht erforscht.

Die Riesenzecke Hyalomna marginatum
Für Menschen gilt jedenfalls Vorsicht im Umgang mit den Plattwürmern, da sie zur Verteidigung einen Schleim absondern, der Augen oder Mund reizen kann. Sie sollten also nur mit Handschuhen angefasst werden bzw. gilt es die Hände sofort zu waschen.
Riesenzecke aus den Subtropen
Larven und Nymphen der Hyalomma-Zecke gelangen schon lange durch Zugvögel aus dem Süden nach Mittel- und Nordeuropa. Die hiesigen klimatischen Bedingungen verhinderten früher aber die Entwicklung zur ausgewachsenen Zecke.
Anfang 2023 wurde ein erwachsenes Exemplar der subtropischen Zeckenart nun erstmals in Dornbirn gefunden. Der Fundzeitpunkt deute darauf hin, dass die Entwicklung von der Nymphe zur Zecke wegen der veränderten Klimabedingungen nun in Vorarlberg möglich geworden sei, so Ritter.
Der fünf bis sechs Millimeter große Blutsauger kann Krankheiten wie das Krim-Kongo-Fieber und das Alkhurma-Fieber sowie schädliche Bakterien und Einzeller übertragen.
Die grüne Reiswanze (Nezara viridula) wurde durch Warenhandel aus Ostafrika weltweit verschleppt. In Vorarlberg wurde sie erstmals 2015 nachgewiesen, seither hat sie sich immer weiter ausgebreitet, besonders seit 2022 häufen sich die Sichtungen bei Grünmüllanlagen und in Gärten.
Die Wanze verursacht Saugschäden an Obst und Gemüse, die Landwirtschaftskammern haben einen Warndienst für die Art eingerichtet.

Die Grüne Reiswanze Nezara viridula
Die Liste der exotischen Tiere, die in Vorarlberg leben, ließe sich lang fortsetzen. Nach Schätzungen leben Hunderte Schmuckschildkröten, die von verantwortungslosen Besitzern ausgesetzt wurden, im Land.
Obwohl lange Zeit eine Fortpflanzung dieser Tiere in freier Natur ausgeschlossen worden war, wurden inzwischen sporadisch auch schon Nester und Schlüpflinge beobachtet. Auch die invasive Asiatische Buschmücke, Spinnen wie die Nosferatu-Spinne oder die Dreiecks-Fettspinne und die Kantige Laubschnecke kommen hierzulande immer häufiger vor.
Letztere sieht mit ihrem gefleckten Häuschen zwar harmlos und herzig aus, ist aber ein gefräßiger Blumenfeind.

Die Blaue Holzbiene
Zum Glück gibt es auch erfreuliche Neuzugänge unter den Vorarlberger Insekten: Die Blaue Holzbiene ist, so Ritter, eine "willkommene, hübsche, friedliche Neubürgerin mit Bestäubungsfunktion". Die wärmeliebende imposante Wildbiene wurde erstmals 2017 in Vorarlberg gesichtet, inzwischen wird sie immer häufiger beobachtet.
Erinnert an eine Hummel
Ihre Gestalt erinnert an eine Hummel, allerdings hat sie einen blauschwarzen Körper und blauschimmernde Flügel. Sie liebt Blauregen, Salbei und allerlei andere Beet- und Balkonpflanzen.
Ein Auge darauf zu haben, welche neuen Arten ins Land kommen, ist wichtig. Die Wildbiene ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass Neuzugänge nicht unbedingt ein Problem sein müssen. Schwierigkeiten verursacht laut Ritter der Faustregel zufolge nur etwa jede tausendste Art.
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