Justizwachebeamtin soll für "Hells Angels"-Boss geschmuggelt haben

Justizanstalt Feldkirch  von innen
Führendes Rocker-Mitglied konnte bei der Frau offenbar unter anderem Handys und sogar Essen ins Gefängnis bestellen.

Zusammenfassung

  • Justizwachebeamtin aus Feldkirch soll für einen Hells-Angels-Anführer regelmäßig illegale Hafterleichterungen wie Handys, Essen und Besuche organisiert haben.
  • Die Beamtin wurde offenbar mit Gefälligkeiten wie Gutscheinen, Konzertkarten und Dienstleistungen bestochen und ist inzwischen suspendiert.
  • Die Ermittlungen begannen, nachdem bei der Festnahme des Rocker-Bosses Chatverläufe mit der Beamtin entdeckt wurden.

Einer Feldkircher Justizwachebeamtin wird vorgeworfen, sie habe für einen Anführer der Motorradgruppe „Hells Angels“ illegale Hafterleichterungen arrangiert.

Das berichtet der ORF mit Verweis auf die Neue Vorarlberger Tageszeitung

Die Frau habe demnach "ihre Befugnisse zum Vorteil von Haftinsassen, insbesondere der Gruppierung 'Hells Angels’ genutzt", heißt es im Disziplinarerkenntnis des Bundesverwaltungsgerichtes (BVwG), mit dem ihre Suspendierung bestätigt wurde.

In dem Erkenntnis, das auch dem KURIER vorliegt, heißt es: Aus einem sichergestellten Chat-Verlauf der Frau mit dem "Hells Angels"-Boss gehe hervor, dass sie zumindest im Zeitraum von Februar 2018 bis Jänner 2024 "regelmäßig und fortlaufend" die per WhatsApp geäußerten Wünsche erfüllt habe.

Keine einmalige Sache

So soll die Bezirksinspektorin insbesondere "Mobiltelefone in die Haftanstalt geschmuggelt" haben, sie habe aber auch Bestellungen für Essen, Schmuck und Kleidung entgegen genommen. Außerdem soll die Verdächtige Datenträger ins Gefängnis geschleust und dort die Übergabe solcher zwischen den Haftinsassen ermöglicht haben.

Zudem wird der Beamtin vorgeworfen, Haftinformationen weitergegeben, Besuche arrangiert, die Haftbedingungen der Insassen verbessert und trotz bestehender Komplizenschaft persönliche Treffen der Haftinsassen ermöglicht zu haben.

Ende Jänner soll die Staatsanwaltschaft Innsbruck, die in diesem Fall die Ermittlungen führt, Hausdurchsuchungen angeordnet haben.

Mit Gefälligkeiten bestochen?

Der Beamtin soll aber auch, geheime "Informationen zur Telefonüberwachung der Justiz" und über geplante Verlegungen und Auslieferungen von Insassen weitergegeben haben. In der Justizanstalt Feldkirch sollen Häftlinge mit ihrer Hilfe auch unter einander videotelefoniert haben.

Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass die Beamtin mit Gefälligkeiten bestochen wurde. Dazu gehörten "etwa Gutscheine, Einladungen zu Veranstaltungen der Hells-Angels"  oder Eintrittskarten für eine Tattoo-Convention und ein Rap-Konzert. 

Außerdem habe man ihr Markenschuhe zum halben Preis verschafft und für sie Tattoo-Termine arrangiert. Der inhaftierte Rocker soll der Beamtin auch "Kontakte zu Fliesenlegern und Glasern" besorgt haben "falls die Beschwerdeführerin solche Arbeiten benötige".

Warum die Sache aufgeflogen ist

Der Beamtin war laut ORF und Vorarlberger Neue auf die Schliche gekommen, weil die Polizei den "Hells Angels"-Anführer im Jänner 2024 wegen eines Drogendelikts erneut festnahm. Dabei wurden auf seinem Handy die Chats mit der Bezirksinspektorin der Justizwache gefunden. 

Das Landeskriminalamt hat daraufhin Ermittlungen aufgenommen. Die Frau und der Rocker-Chef sollen sich zwischen 2018 und 2024 insgesamt 2.617 Nachrichten geschickt haben. Das Bundesverwaltungsgericht hatte die Suspendierung der Justizwachebeamtin bereits im Mai bestätigt. Die Entscheidung ist in der Vorwoche veröffentlicht worden.

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