Bombendrohungen: Wiener Landesgericht durchsucht, Mail in Tirol übersehen
Bregenz, Graz, Linz, Klagenfurt, Eisenstadt, St. Pölten und Innsbruck: Die Serie an Bombendrohungen gegen Bahnhöfe - sowie Schulen und Einkaufszentren - reißt nach wie vor nicht ab.
In den meisten Fällen läuft der Einsatz nach demselben Prozedere ab: Personen werden in Sicherheit gebracht, das Gebäude wird zunächst evakuiert und anschließend nach verdächtigen Gegenständen durchsucht. Nicht so in Innsbruck.
Die Beamten beschränkten sich bei laufendem Betrieb auf eine Dursuchung des Geländes, das Gebäude wurde nicht evakuiert, wie die Tiroler Tageszeitung schreibt. Der Hintergrund für diese Herangehensweise ist durchaus skurril.
Frist war bereits abgelaufen
Die E-Mail mit der Bombendrohung wurde schlicht und ergreifend übersehen. Gegen 16.20 Uhr ging das Schreiben bei der Polizei ein. Aber es dauerte fünf Stunden, bis ein Beamter die Mail auch las und Alarm schlug. Die in der Mail gesetzte Frist war da allerdings bereits abgelaufen: Die "Bombe" sollte um 18.30 Uhr explodieren, stand in dem Mail.
Das abgelaufene Ultimatum dürfte der Droh-Mail auch ihre Brisanz genommen haben - und dazu geführt haben, dass das Gelände lediglich mit Spürhunden durchsucht wurde. Polizeisprecher Stefan Eder sprach gegenüber der Tiroler Tageszeitung von menschlichem Versagen und betonte, dass zu keiner Zeit Gefahr für Personen bestanden habe.
"Vorkehrungen wurden getroffen"
"Wir haben bereits Vorkehrungen getroffen, um ähnliche Versäumnisse in Hinkunft zu verhindern", so der Sprecher weiter. Dass das betroffene „rein administrative“ Postfach statt stündlich mehrere Stunden lang nicht gesichtet worden war, sei ein „individueller menschlicher Fehler“ gewesen, sagte Landespolizeidirektor Helmut Tomac nach Bekanntwerden der Causa Mittwochmittag vor Journalisten.
Dass über die entsprechende Adresse ein solches Mail eingehe, sei generell „einmalig“ und „völlig unüblich“. Der ansonsten „gewissenhafte“ Mitarbeiter sei jedenfalls mündlich belehrt worden. Künftig werde als Konsequenz das betroffene E-Mail-Postfach engmaschiger sowie von zwei separaten Instanzen gesichtet. Es gehe ihm nicht darum, den Vorfall „schönzureden“, betonte Tomac: „Wir müssen mit dem Fehler leben und daraus lernen“. Jährlich gingen rund 400.000 Notrufe bei der Polizei ein, woraus 112.000 tatsächliche Einsätze resultierten, betonte der Landespolizeichef.
Die Tiroler FPÖ übte indes scharfe Kritik an der Polizeiarbeit. „Es kann doch nicht sein, dass ein Beamter das diesbezügliche Drohemail fünf Stunden lang nicht beachtet hat, was wäre gewesen, wenn es wirklich eine Katastrophe gegeben hätte“, wurde Landesparteichef Markus Abwerzger in einer Aussendung zitiert. Die Causa müsse intern „lückenlos aufgeklärt“ werden, zudem müsse Tomac „persönlich Verantwortung übernehmen“.
Eine Mail mit einer Bombendrohung ging indes auch gegen das Wiener Landesgericht für Strafsachen ein. Das Gerichtsgebäude wurde nach einer „polizeilichen Evaluierung“ vorerst nicht geräumt. Gefunden wurde nichts Verdächtiges.
„Es ist ein Großaufgebot der Polizei im Haus“, teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf APA-Anfrage mit. Alle Bereiche wurden nach auffälligen Gegenständen durchsucht, Diensthunde der Polizei waren im Einsatz. Die Landespolizeidirektion Wien bestätigte gegenüber der APA am Vormittag vorerst nur einen „derzeit laufenden Einsatz“.
Trotz der Bombendrohung fanden alle Verhandlungen wie geplant statt.
Kärntner Schule evakuiert
In Klagenfurt musste am Mittwochvormittag die Hasnerschule evakuiert werden. 400 Schülerinnen und Schüler mussten das Gebäude verlassen.
„Per Mail an die Polizei ging eine Bombendrohung ein, deshalb mussten wir reagieren“, bestätigte eine Polizeisprecherin gegenüber der „Kleinen Zeitung“. Das Gebäude sei auf gefährliche Gegenstände untersucht worden. Gegen 12.00 Uhr habe jedoch bereits Entwarnung gegeben werden können, hieß es.
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