Banküberfälle in Tirol: Zeugin belastet Angeklagten schwer

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26-Jähriger soll zwischen November 2023 und Juli 2024 Überfälle in Kufstein und Innsbruck begangen haben. Zeugin ist sicher "gleiche Stimme" erkannt zu haben.

Nach fünf Banküberfällen in Innsbruck und Kufstein von November 2023 bis Juli 2024 haben sich zwei Männer am Dienstag (5. August) an einem zweiten Verhandlungstag am Landesgericht Innsbruck verantworten müssen. Dem 26-jährigen Erstangeklagten wurde schwerer Raub und erpresserische Entführung vorgeworfen, dem 33-Jährigen Beitragstäterschaft zum schweren Raub in zwei Fällen.

Eine Zeugin belastete den Erstangeklagten, der ein Teilgeständnis abgelegt hatte, am Dienstag zu Beginn schwer. Ebenjener mutmaßliche Haupttäter hatte sich am Montag lediglich im Fall eines einzelnen Banküberfalls am 5. Juli in Innsbruck schuldig bekannt. Die anderen Überfälle seien größtenteils von „einem Bekannten“ von ihm begangen worden. 

Zeugin belastet Angeklagten schwer

Dem widersprach die Zeugin vehement, die zwei Überfälle in der gleichen Filiale in Innsbruck miterlebt hatte. "Für mich war es ein und dieselbe Person“, sagte sie vor Richter Norbert Hofer und den Geschworenen, wie die APA berichtet. „Es war sein Verhalten, seine Größe, seine Stimme, die ich auch jederzeit wiederkennen würde“, führte sie aus.

Zudem habe sich der Bankräuber beim zweiten Überfall „gut ausgekannt“. Auch eine im Anschluss als Zeugin einvernommene Kollegin schloss sich an: „Sein Verhalten war gleich, beim zweiten Mal war er aber noch aggressiver.“ 

Der erstangeklagte Österreicher beteuerte am Montag, dass ihm der „eigentliche Täter“ - den er „aus der Kokain-Szene“ kenne - von den Überfällen erzählt habe. Zumindest drei der vier Banküberfälle seien von diesem Mann begangen worden, für einen vierten sei wiederum eine andere Person verantwortlich. Lediglich der fünfte Banküberfall am 5. Juli gehe auf sein Konto.

Obwohl er Waffe, Maske und Handschuhe dabei gehabt habe, sei es ein „Spontanüberfall“ gewesen. Sein Kokaindealer sei nicht aufgetaucht, diesen wollte er eigentlich „abziehen“. An die Tat könne er sich aufgrund seines Drogenkonsums nicht erinnern. 

580.000 Euro bei fünf Überfällen erbeutet

Der zweitangeklagte Russe stritt indes jede Beteiligung an den Überfällen ab. Den 26-Jährigen kenne er nur „flüchtig“, obwohl er bei ihm gewohnt habe. Es sei einmal die Rede davon gewesen, dass der Erstangeklagte „am Innsbrucker Mitterweg irgendwas machen will“. Dort hatten sich ebenfalls Überfälle ereignet. 

Insgesamt lag die Gesamtbeute bei den fünf Überfällen bei 580.000 Euro. Zu Beginn der Verhandlung am Montag hatte Staatsanwalt Markus Grüner davon gesprochen, dass alles auf ein und denselben Täter hindeute. Auch DNA-Spuren würden dies nahelegen.

Der Täter ging stets auf ähnliche Weise vor: Er marschierte maskiert in die Geldinstitute und bedrohte Bankmitarbeiter im Schalterbereich mit einer Schusswaffe. Schließlich forderte er auf Englisch die Herausgabe von Bargeld. Der Mann übte auch Gewalt aus, indem er Mitarbeiterinnen etwa aggressiv im Nacken- und Schulterbereich packte. 

Blitzartige Überfälle auf Geldinstitute

Die Überfälle sollen blitzartig über die Bühne gegangen sein und nur zwischen 30 Sekunden und zweieinhalb Minuten gedauert haben. Bei einem Überfall, jenem am 20. März 2024 in Innsbruck, blieb es beim Versuch. Der 33-jährige russische Komplize soll zwei der Taten mit dem Erstangeklagten geplant, die Waffe in einem Fall übernommen und versteckt sowie in einem weiteren Fall in einem Fahrzeug in der Nähe des Tatorts auf den Erstangeklagten gewartet haben. Schließlich flüchtete er mit ihm. 

Bis zu 20 Jahre Freiheitsstrafe möglich

Dem 26-Jährigen droht im Falle einer Verurteilung durch das Geschworenengericht eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren, dem 33-Jährigen von bis zu 15 Jahren.

In Tirol hatte es seit November 2023 eine auffällige Häufung an Banküberfällen gegeben. Zwölf Mal wurden Geldinstitute in Kufstein, Fügen, Mieders und Innsbruck das Ziel von Räubern. Seit Juni waren alle Überfälle geklärt, zum Teil wurden die Täter bereits verurteilt. Zuletzt wurde ein 22-Jähriger festgenommen, der im November 2024 vermummt und bewaffnet eine Kufsteiner Bank ausgeraubt haben soll. Ein Raubüberfall in der Innsbrucker Reichenau wird dagegen einem bereits verstorbenen 28-Jährigen zur Last gelegt. 

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