Befragung in Sölden: 96,2 Prozent gegen Wasserentnahme für Kraftwerk

Befragung in Sölden: 96,2 Prozent gegen Wasserentnahme für Kraftwerk
Die Bürger von Sölden haben Ableitungen von Ötztaler Wasser für neues Tiwag-Kraftwerk eine klare Absage erteilt.

Parallel zur EU-Wahl hat die Gemeinde Sölden im Tiroler Ötztal am Sonntag auch eine Volksbefragung abgehalten. Rund 2.500 Bürger konnten darüber abstimmen, ob „Wasser aus Gewässern im Gemeindegebiet der Gemeinde Sölden zum Speicher Gepatsch im Kaunertal übergleitet werden“ soll.

Der Landesenergieversorger Tiwag hat dieses Vorhaben über Jahre hinweg verfolgt, für den geplanten Mega-Ausbau des Kraftwerks Kaunertal Wasser aus Gebirgsbächen im 34 Kilometer entfernten Ötztal zur Stromerzeugung abzuzweigen. Bis zu 80 Prozent sollten aus der Gurgler und der Venter Ache, die beide im Gemeindegebiet von Sölden entspringen und sich dort zur Ötztaler Ache vereinen, entommen werden.

Klares Nein

Wie ÖVP-Bürgermeister Ernst Schöpf auf KURIER-Anfrage mitteilt, haben 96,2 Prozent gegen diese Pläne gestimmt. Und das bei einer Wahlbeteiligung von 59,4 Prozent. "Rund 60 Prozent sind heutzutage nicht schlecht", sagt er. "Mit dem Ergebnis sind wir nicht unzufrieden."

Die Wahlbeteiligung ist unter den Vorzeichen durchaus beachtlich. Denn immerhin hatte die Tiwag Anfang der Woche - also wenige Tage vor der Volksbefragung - eine beachtliche Kehrtwende vollzogen. Sie legte das Vorhaben von Wasserableitungen aus dem Ötztal auf Eis.

Dass die Pläne noch einmal aufgetaut werden, ist nicht zuletzt nach dem klaren Votum der Söldner eher unwahrscheinlich. Schöpf spricht von "blanker Utopie". Den Umschwung bei der Tiwag soll ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle eingeleitet haben. Und das obwohl für seine Partei das Projekt Kaunertal über Jahre hinweg in Stein gemeißelt war.

Aber die Widerstände im Ötztal ziehen sich inzwischen so quer durch mit der ÖVP verbundenen Interessensgruppen, dass das nur schlecht ignoriert werden kann. Sie reichen von Landwirten über ÖVP-geführte Gemeinden bis hin zu Touristikern.

Rund zwei Milliarden Euro wollte die Tiwag in die Erweiterung der Kraftwerksgruppe Kaunertal stecken. Neben den Wasserentnahmen im Ötztal ist auch die geplante Überflutung des Platzertals zur Schaffung eines neuen Speichersees höchst umstritten.

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