Lawinenabgang am Stubaier Gletscher: Acht Verschüttete lebend geborgen
Rettungshubschrauber stehen am Stubaier Gletscher bereit.
Ein Großaufgebot an Helfern hat am Donnerstag am Stubaier Gletscher in Tirol nach Verschütteten gesucht, nachdem gegen 9.25 Uhr im Bereich der Daunscharte zu einem Lawinenabgang gekommen war. "Die Lawine reichte auch bis zur Piste", schilderte ein Polizeisprecher im Gespräch mit dem KURIER.
Vier Stunden lang wurde nach Verschütteten gesucht. "Nach intensiver Sondierung durch die Einsatzkräfe und Mitarbeiter der Bergbahn konnten insgesamt acht Personen geborgen werden", hieß von einem Sprecher des Skigebietsbetreibers, den Stubaier Gletscherbahnen. Der abzusuchende Lawinenkegel sei "riesig" gewesen.
Alle Freerider nur teilweise verschüttet
Bei den von den Schneemassen erfassten Wintersportlern - sie waren in Gruppen unterwegs - soll es sich ausschließlich um Freerider gehandelt haben, die im freien Gelände neben der Piste Nummer neun unterwegs waren. Vier Personen wurden leicht verletzt, zwei davon ins Krankenhaus Hall geflogen.
Nach derzeitigem Kenntnisstand wurde die Lawine durch die Variantenfahrer ausgelöst, hieß es. "Bei einigen von ihnen wurden ausgelöste Lawinenairbags beobachtet", hieß es vom Skigebietsbetreiber. Bei den teilverschütteten Personen hat es sich um 5 Deutsche, 2 Bulgaren und eine Österreicherin gehandelt.
Soldaten und Bergretter aus Osteuropa zufällig vor Ort
Angesichts der Größe des abgegangenen Schneebretts und der großen Zahl an Freeridern in dem Hang, ist der Alpinunfall relativ glimpflich abgegangen. Innerhalb kürzester Zeit stand ein Großaufgebot an Rettern im Einsatz.
Neben den Bergrettung Ortsstellen Neustift, Vorderes Stubaital und Sölden mit 5 Lawinenhunden der Bergrettung waren die Alpinpolizei, rund 60 tschechische und polnische Bergretter, die Deutsche Bundeswehr mit rund 90 Personen und rund 100 zivile Helfer - darunter zahlreiche unbeteiligte Freerider.
Zahlreiche Rettungskräfte suchen nach wie vor nach möglichen Verschütteten.
Die deutschen Soldaten und die osteuropäischen Bergretter "waren zufällig da, weil sie gerade Ausbildungskurse in dem Gebiet machen", sagt der Bergbahn-Sprecher. Dass es am Donnerstag zahlreiche Wintersportler in die Berge ziehen würde, war klar. Dass es im freien Gelände gefährlich werden kann ebenfalls.
Der Winter ist heuer früh ins Land gezogen. Nach ergiebigen Schneefällen der vergangenen Tage präsentierte sich der Stubaier Gletscher bei eisigen Temperaturen unter blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein.
Gefährlicher Mix
Doch in den vergangenen Tagen fiel es im Hochgebirge nicht nur viel Schnee - am Stubaier Gletscher liegen derzeit 70 cm Neuschnee - , es war auch immer wieder stürmisch. Und Wind gilt als Baumeister von Lawinen, da sich bei solchen Bedingungen Triebschnee sammeln kann.
Besonders tückisch: "Die Gefahrenstellen sind oft nicht zu erkennen", sagt Patrick Nairz, Leiter des Tiroler Lawinenwarndienstes. Denn der jüngste Schnee wurde nicht mehr vom Wind verblasen und deckt somit die Triebschneepakete zu. Die Lawine am Stubaier Gletscher sei "verhältnismäßig groß", sagt auch er.
Und worauf müssen Wintersportler in den kommenden Tagen in Tirol im freien Gelände achten: Oberhalb von 2.200 Metern ist laut Nairz in "sehr steilen Hängen, die Richtung Westen, Norden und Osten ausgerichtet sind" Vorsicht geboten. Hier können Schneebretter abgehen - je weiter oben, umso mächtiger.
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