Krankenschwester auf Tiktok: "Ich möchte ein Vorbild für Junge sein"

Eine Krankenschwester mit Hijab macht ein Selfie mit ihrem Smartphone.
„Nurse des Vertrauens“: Elif Yildiz kämpft gegen das mitunter negative Image ihres Berufs an. Sie möchte aber auch die Seite als Kopftuchträgerin und Muslimin in diesem Job zeigen.

Die junge Frau, zu der Elif Yildiz an diesem Vormittag ins Zimmer kommt, liegt nach einem Aortenriss schon rund ein Monat auf der Herzchirurgie der Innsbrucker Universitätsklinik. Man kennt sich also bereits länger.

Ein Verbandswechsel steht an. „Das schaut ja schon super aus“, sagt die 24-Jährige, die vor einigen Monaten ihr Diplomstudium zur Pflegekraft beendet hat, mit Blick auf die OP-Wunde. „Sie ist sehr freundlich und empathisch“, schwärmt die Patientin auf Nachfrage über ihre Krankenschwester.

Eine Krankenschwester in blauer Arbeitskleidung versorgt einen Patienten.

Frohnatur im Netz

Wer Yildiz ein Stück durch ihren Alltag begleitet, dem bleibt nicht verborgen, dass sie eine Frohnatur ist. Sie lacht viel und gerne. Das tut sie auch in ihren Videos, die sie als „Nurse des Vertrauens“ auf Tiktok und Instagram verbreitet und in denen sie Einblicke in ihren Beruf gibt.

„In Social Media wird unser Beruf oft sehr negativ dargestellt. Es gibt Leute, die sagen, dass wir ausgenutzt werden. Vor allem in Deutschland gibt es viele solche Videos. Ich möchte die andere Seite darstellen“, sagt die Tirolerin, die aus einem Dorf im Unterland stammt.

Angefangen hat sie mit ihren Beiträgen bereits während der Ausbildung. Yildiz möchte nicht nur Menschen für den Mangelberuf begeistern, sondern auch jene stärken, die den Weg bereits eingeschlagen haben:

„Für Praktikanten kann es schon sehr hart sein. Etwa wenn die Station unterbesetzt ist“, weiß sie. „Jungen Leuten möchte ich zeigen: Du kannst das.“ Unter ihrer blauen Schwesternuniform trägt Yildiz ein weißes Rollkragenleiberl, am Kopf einen Hijab eines bekannten Sportartikelherstellers.

Eine lächelnde Krankenschwester mit Hijab steht in einem Krankenhausflur.

Hater werden ignoriert

Bei ihren Social-Media-Aktivitäten, bei denen die junge Pflegekraft inzwischen von den Tirol Kliniken unterstützt wird und denen sie nur in ihrer Freizeit nachgeht, hat sie auch schon Erfahrungen mit Hass-Postern gemacht. Da gab es Kommentare wie: „Von dir lasse ich mich sicher nicht behandeln.“

Das kostet die „Nurse des Vertrauens“ nur ein müdes Lächeln. Sie sagt selbstbewusst: „Ich möchte auch die Seite als Hijabi und als Muslimin zeigen“. Und auch als solche will sie „vor allem für junge Leute ein Vorbild sein.“ Das scheint einen Nerv bei ihren rund 4.000 Tiktok-Followern zu treffen.

„Ich bekomme sehr oft die Nachricht: Wegen dir habe ich die Ausbildung begonnen.“ Es gäbe aber auch sehr oft „Bedenken, ob man wegen des Kopftuchs ausgegrenzt wird. Und sehr viele Fragen zu Erfahrungen mit Rassismus.“

In ihrem Beruf habe es bisher nur einen einzigen Vorfall in diese Richtung gegeben, sagt Yildiz. Mit Fragen zu ihrem Kopftuch habe sie hingegen kein Problem.

Vor einem Jahr kam die quirlige Krankenschwester zunächst als Praktikantin auf ihre jetzige Station an der Herzchirurgie: „Es war damals genau die Ramadanzeit. Ich mache da aktiv mit und faste. Ich habe mich sofort sehr willkommen gefühlt.“

Menschen und ihre Sorgen

Yildiz kann sich noch gut an ihren ersten Praktikumstag erinnern: „Da hatte ich einen Patienten mit Kunstherz. Das hat mich fasziniert. Ich wollte dann unbedingt auf die Herzchirurgie.“ Über die Lebensqualität mit so einem Gerät hat die Tirolerin dann auch ihre Bachelorarbeit gemacht. So sehr sich Yildiz für ihren Beruf begeistert, so sehr hat dessen Image in den vergangenen Jahren gelitten.

Krankenhäusern fällt es immer schwerer, ausreichend Personal zu finden. „Es geht um viel mehr, als nur helfen zu wollen. Wir hören den Menschen zu, kennen ihre Sorgen“, schwärmt die Krankenschwester von der Vielseitigkeit ihres Jobs. Von den Patienten wiederum erfahre man unendliche Dankbarkeit.

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