Hochwasser in Tirol: Banges Warten in der Nacht

Hochwasser in Tirol: Banges Warten in der Nacht
Wegen der hohen Pegelstände durch Schneeschmelze und Regen waren Sicherheitsvorkehrungen notwendig.

Angespannte Lage in Tirol über Nacht: Die aktuell starke Schneeschmelze sowie prognostizierte intensive Regenfälle haben die Verantwortlichen in Tirol am Freitag vor erhöhten Pegelständen des Inns samt seiner Zubringer warnen lassen. Die Landeshauptstadt Innsbruck leitete bereits am Vormittag angesichts eines Pegelstandes eines statistisch fünfjährlichen Hochwassers Schutzmaßnahmen ein. Dem Land Tirol zufolge sollte der Pegelstand noch auf ein 30-jährliches Hochwasser (HW30) steigen. Über Nacht wurde beobachtet, ob die Pegelstände über ein kritisches Maß hinaus gehen.

Besonders im Fokus war am Abend  der Nebenfluss Sill gewesen. Sollte bei der Sill, wie beim Inn, das fünfjährliche Hochwasser (HW5) erreicht werden, könne und werde innerhalb einer halben bis Dreiviertelstunde das dortige mobile Hochwasserschutzsystem hochgefahren, durch das man - wie bereits in der Vergangenheit - für drohende Überschwemmungen gewappnet sein soll.

Einsatzbereitschaft bis in die Nachtstunden

In Innsbruck befanden sich alle Einsatzorganisation in Bereitschaft, der Personalstand wurde erhöht. Die Kräfte seien bis 3.00 Uhr in der Nacht auf Samstag „einsatzbereit“, hieß es. Hochwasserschutz wie Sandsäcke für potenziell gefährdete Bereiche wie in St. Nikolaus und Pradl wurden vorbereitet, jedoch vorerst nicht aufgebaut. Das geschehe erst, wenn der Pegelstand des Inns tatsächlich die Marke eines 30-jährlichen Hochwassers erreiche.

Entspannung in der Früh

In der Früh konnte vorläufig Entwarnung gegeben werden: Stark steigende Pegelstände des Inn samt seiner Zubringer über eine kritische Marke hinaus sind nach Unwettern in der Nacht auf Samstag in Tirol ausgeblieben. Ein Landessprecher sprach gegenüber der APA von einem "relativ glimpflichen" Verlauf der Nacht. 88 Feuerwehreinsätze seien verzeichnet worden. Nun werde die Lage weiter beobachtet, insbesondere warte man auf die Prognose der Geosphere Austria zur befürchteten neuen Gewitterfront in der Nacht.

Auch die Leitstelle Tirol sprach gegenüber der APA von einem "mehr oder weniger milden" Ablauf der Nacht. Rund die Hälfte der Feuerwehreinsätze seien in Innsbruck und im Bezirk Innsbruck-Land angefallen. Dabei sei es etwa um überflutete Keller und Unterführungen gegangen. Auch seien vereinzelt Bäume auf der Straße gelegen. Ein Teil der Einsätze seien jedoch auch auf Kontrollen bezüglich des Hochwassers zurückzuführen gewesen. Insgesamt seien an den 88 Einsätzen 51 Feuerwehren beteiligt gewesen.

Hagel in Innsbruck

Die Landeshauptstadt Innsbruck, die sich im Vorfeld alarmiert gezeigt hatte, war von Unwettern mit Hagel betroffen. Laut den Daten auf der Homepage des Hydrographischen Dienstes des Landes stieg der Pegelstand des Inn bei Innsbruck in der Nacht zwar etwa deutlich, blieb jedoch unter der Marke eines 30-Jahres-Hochwassers. Im Vorfeld war angekündigt worden, dass der vorbereitete Hochwasserschutz beim Übersteigen dieser Marke zum Einsatz kommen würde. Mit Stand Samstagmorgen sanken die Pegelstände bereits wieder.

Bäume fielen um 

In Osttirol fielen laut Polizei durch ein Unwetter mit Starkregen und heftigen Windböen im Bereich Sillian bzw. im Villgratental Bäume auf die Villgratentalstraße (L273), auch rutschte Steinmaterial ab. Die Feuerwehr suchte den Bereich nach möglichen beteiligten Fahrzeugen ab, gab jedoch Entwarnung. Die Landesstraße wurde vorübergehend gesperrt, eine Umleitung eingerichtet.

Auch für Sonntag wird Regen prognostiziert

Die Lage wurde jedenfalls auch seitens des Landes genau beobachtet. Aktuell würden bis zu 80 Liter Niederschlag pro Quadratmeter prognostiziert - lokal könnte der Regen sogar noch stärker ausfallen, teilte das Land mit. Eine weitere Unwetterfront sei zudem nach aktuellem Stand in der Nacht auf Sonntag zu erwarten. „Diese Kombination kann potenziell zu einem starken Anstieg der Pegelstände der Fließgewässer insbesondere im Tiroler Oberland führen“, wurde Markus Federspiel, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft, zitiert.

Warnungen für Südtirol

„Mögliche Gefahren bei Gewitter sind herabfallende Äste bzw. umstürzende Bäume. Im Straßenverkehr besteht zudem erhöhte Unfallgefahr - etwa durch starke Seitenwinde oder Aquaplaning und schlechte Sicht“, warnte der Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement, Elmar Rizzoli. Er appellierte zudem an die Bevölkerung, die lokalen Wetterentwicklungen im Auge zu behalten und entsprechend zu reagieren.

Unterdessen wurden auch in Südtirol für den Nachmittag sowie Abend starke Gewitter erwartet, die zum Teil heftig ausfallen könnten. Speziell am Abend und in der ersten Nachthälfte seien Starkregen, Hagel und Sturmböen möglich. Auch am Samstag wären einzelne stärkere Gewitter nicht auszuschließen. Steinschläge, Baumstürze und kleinräumige Überflutungen könnten auftreten, hieß es seitens des Landes.

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