Tom Cruise’ fiktive Graz-Mission als "Mission Impossible"

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Der neueste Teil der „Mission Impossible“-Reihe suggeriert einen Blick in das Hochsicherheitsgefängnis Karlau. Gedreht wurde dort nie, bloß der Name wird verwendet. Doch warum?

Als die Gefangene, gefesselt mit Handschellen und eskortiert von drei Polizisten sowie zwei Männern in Zivil den Gang betritt, werden ein Ort und ein Name eingeblendet: „Graz. Karlau Prison“.

Für ein paar Sekunden marschiert das Sextett durch die Szenerie, die nahelegt, man wäre in der Justizanstalt Graz-Karlau.

Dann macht Tom Cruise, was Tom Cruise in seinen unmöglichen Missionen als Agent Ethan Hunt eben so macht – er zieht die obligate Maske vom Kopf, befreit den Häftling (in dem Fall Pom Klementieff alias Paris) aus dem Hochsicherheitsgefängnis und flüchtet.

Unverletzt geht es für alle Beteiligten hinaus aus „Karlau Prison“. Und damit ist die Graz-Szene im aktuellsten Streifen der „Mission Impossible“-Reihe – „The Final Reckoning“ vorbei.

Aber wurde wirklich ein Teil von Graz für ein weltweites Publikum in Szene gesetzt?

Eigentlich nicht. Denn weder war die „Mission Impossible“-Filmcrew jemals in Graz, um hier zu drehen, noch ist das Gefängnis im Film ein Nachbau jener Justizanstalt, die tatsächlich im Bezirk Gries steht. Die dunklen Gänge im Film sehen dem Inneren der echten Karlau nicht einmal ähnlich. Benutzt wurde bloß der Name des Hochsicherheitsgefängnisses.

Doch warum? 

Das zu ergründen, ist eine nahezu unmögliche Mission. Grundsätzlich gilt: Der Name Karlau ist nicht explizit geschützt, da es sich um eine öffentliche Einrichtung handelt. Er darf in Produktionen verwendet werden, wenn er nicht abwertend eingesetzt wird.

STEIERMARK: TOTER BEI STREIT IN GRAZER HAFTANSTALT KARLAU

Das ist die echte Karlau: Gedreht werden darf hier nicht.

Aber wie kam Hollywood gerade auf dieses spezielle Gefängnis? Eine diesbezügliche Anfrage bei Paramount Pictures blieb unbeantwortet. Die Filmförderungsstelle Cinestyria, angesiedelt bei Steiermark Tourismus, kann das Rätsel ebenfalls nicht auflösen: „An der Produktion des neuesten Cruise-Films waren wir leider nicht beteiligt“, teilte eine Sprecherin mit.

Solche Kooperationen kommen auch bei großen internationalen Produktionen vor: So floss etwa aus der Steiermark Geld in den James-Bond-Streifen „Spectre“, in dem Daniel Craig unter anderem in Altaussee auftaucht. Allerdings wurde im Gegensatz zum jüngsten „Mission Impossible“-Film dort auch tatsächlich gedreht.

Premiere of "Mission: Impossible - The Final Reckoning" in Mexico City

Tom Cruise drehte tatsächlich bereits öfter in Österreich.

Doch Cruise war nicht der Erste, der in einer fiktiven Karlau auftauchte, das hat ihm Chris Hemsworth voraus: In seiner Rolle als Tyler Rake im gleichnamigen Netflix-Actionfilm (konkret „Tyler Rake: Extraction 2“) mimt der Australier einen Gefangenen ebenfalls in einem Gefängnis namens Karlau.

Im orangen Overall

Während die Tyler Rake-Crew jedoch tatsächlich einige Tage in Wien drehte, kam sie nicht nach Graz. Auch in dem Fall wurde bloß der Name Karlau gekapert, aber ein an US-Gefängnisse erinnerndes Setting gewählt – in dem Hemsworth im orangefarbenen Overall vorgeführt wird.

Doch egal, welcher Schauspieler in der Hauptrolle zu sehen ist: Gedreht werden dürfte in dem Gebäude ohnedies nicht, das ist bei einem Hochsicherheitsgefängnis – in der Karlau verbüßen Männer Haftstrafen von 18 Monaten aufwärts – ausgeschlossen. Dieses Verbot galt übrigens auch für die Macher jenes Films, der ursächlich in der Grazer Justizanstalt spielt, Marion Mitterhammers „Taktik“, der 2024 in die Kinos kam. Der Film basiert auf dem Drama 1996, als drei wegen Mordes verurteilte Insassen drei Frauen als Geiseln nahmen, die im Gefängnisladen arbeiteten. Für „Taktik“ fungierte eine ehemalige Kaserne als Kulisse.

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