"Staub im Tunnel": Schrecksekunde überschattet Koralmbahn-Eröffnung
"Captain Andreas Matthä wünscht eine gute Fahrt" tönt es durch die Lautsprecher: Der ÖBB-Vorstand lässt es sich am Freitag nicht nehmen, die Hunderten Passagiere der Premierenfahrt eines Personenzugs auf der Koralmstrecke persönlich zu begrüßen.
Fast 30 Jahre lang wurde an jener Strecke geplant und gebaut, die Graz und Klagenfurt erstmals eine direkte Bahnverbindung bringt: 41 Minuten brauchen die Railjets im Regelbetrieb – der Premierenzug schafft es am Freitag gar in 39. „Pfiat eich, ois Guate“, wünscht Matthä jenen Gästen, die um 11.38 Uhr in Klagenfurt aussteigen.
Tunnel musste gesperrt werden
Dann hieß es warten – denn wegen angeblicher Rauchentwicklung wurden die Sonderfahrten für Tausende Zugfans gestoppt.
Die Feuerwehr musste anrücken, die ÖBB überprüfte den Tunnel mit einem Spezialzug, nachdem auch die Rauchmelder angeschlagen hatten und es außerhalb des Tunnels auf steirischer Seite zu einer sichtbaren Rauchwolke gekommen war. Bei der Überprüfung sei dann aber festgestellt worden, dass es sich bei der angeblichen Rauchentwicklung möglicherweise nur um eine große Staubwolke gehandelt haben dürfte. Nach rund einer Stunde konnten die Sonderzüge wieder fahren.
Polit-Prominenz
5,9 Milliarden Euro kostete Österreichs größtes Bahnbauvorhaben seit mehr als 100 Jahren, die Strecke ist 130 Kilometer lang: Knapp 33 Kilometer davon der Koralmtunnel, der sechstlängste Eisenbahntunnel der Welt.
Entsprechend groß ist das Interesse bei den Eröffnungsfeiern auf den Bahnhöfen, hoch die politische Promi-Dichte: Neben den Landeshauptleuten von Kärnten und der Steiermark, Peter Kaiser und Mario Kunasek, zählten Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Stocker, Vizekanzler Andreas Babler und Verkehrsminister Peter Hanke zu den Premierenpassagieren.
Die Bilder von der Eröffnungsfeier
„Jetzt sind die beiden Städte verbunden wie Bezirke in Wien“, freut sich Van der Bellen, der auch die Zugtaufe des ersten Railjets vornimmt, der auf der Koralmbahn unterwegs ist – „Koralmjet“.
Am Sonntag startet der Regelbetrieb mit einem umfassenden Fahrplanwechsel.
Er bringt 26 Verbindungen täglich von Wien nach Klagenfurt (3 Stunden, 10 Minuten), in weniger als zwei Stunden geht es 33-mal von Klagenfurt nach Graz. Ab März kommen zusätzlich fünf Verbindungen der Westbahn dazu.
Der neue Fahrplan hat deutlich mehr Verbindungen im Stunden-Takt von Graz, Klagenfurt und Villach über die Tauernbahn mit Spittal/Millstättersee, Mallnitz und Bad Gastein nach Salzburg: Graz und Salzburg erhalten sieben Direktverbindungen, Villach und Salzburg 20.
Doch auch im Osten gibt es Umstellungen, etwa für Wiener Neustadt, wo ab Sonntag viele Schnellzüge nicht mehr halten.
Aber dafür rückt Italien näher: Mit Direktverbindungen geht es von Wien nach Venedig in 7:10 Stunden, nach Triest in nur 6:38 Stunden – diese Verbindung ist laut ÖBB sogar um 2:40 Stunden schneller als bisher.
Kommentare