Grazer "Aufsteirern" nun doch überraschend ohne queere "Hüttengaudi"

Pride Month
Land Steiermark als Fördergeber soll Absage initiiert haben. 175.000 Besucher beim größten Volkskulturfest des Landes von 12. bis 14. September erwartet.

Zusammenfassung

  • Die queere "Hüttengaudi" der RosaLila PantherInnen beim Grazer "Aufsteirern" wurde überraschend abgesagt, offenbar auf Initiative des Landes Steiermark als Fördergeber.
  • Der Verein zeigt sich enttäuscht und kritisiert, dass queere Menschen damit nicht als Teil der steirischen Volkskultur anerkannt werden.
  • Beim größten Volkskulturfest der Steiermark vom 12. bis 14. September werden rund 175.000 Besucher und zahlreiche neue Programmpunkte erwartet.

Es hätte der erste queere Stand beim traditionellen "Aufsteirern" am 14. September in der Grazer Innenstadt sein sollen. Die von den RosaLila PantherInnen geplante "Hüttengaudi" ist nun aber verflogen:

"Die Veranstalter, die uns aktiv eingeladen hatten, eine Hütte zu bespielen, haben uns schweren Herzens mitgeteilt, dass sie uns leider absagen müssen", so Vereinsvorstand Joe Niedermayer am Donnerstag zur APA, nachdem die "Kronen Zeitung" schon darüber berichtet hatte.

"Unsere Lebkuchenherzen sind schon im Backofen - umso größer war unsere Verwunderung, als wir aus der Zeitung erfahren mussten, dass unsere geplante Teilnahme am diesjährigen 'Aufsteirern' in Graz abgesagt werden soll. Einen offiziellen Brief oder eine Mitteilung seitens des Landes Steiermark hatten wir bis dahin nicht erhalten", hieß es in einer Stellungnahme auf der Website der RosaLila PantherInnen.

Öffentliche Förderungen

"Wir sind darüber sehr traurig - verstehen aber, dass die Agentur angesichts der massiven öffentlichen Förderung durch das Land Steiermark in Höhe von mehreren hunderttausend Euro de facto keine andere Wahl hatte, als unserer Teilnahme zu widersprechen." Die Agentur habe aber angeboten, etwaige Stornokosten zu übernehmen.

Graz Uhrturm Frauen Dirndl

Aufsteirern in der Grazer Innenstadt

Für Niedermayer stellt sich - neben der Enttäuschung über die Absage - nun aber die Frage, was denn Tradition sei. Denn laut Kronen Zeitung, der das Schreiben des Landes Steiermark offenbar vorliegt, sei "der volkskulturelle Mehrwert des Vereins 'RosaLila PantherInnen' in diesem Kontext nicht erkennbar und kann durchaus in anderen dafür vorgesehenen Veranstaltungsformaten Platz finden".

Niedermayer kontert: "Das Aufsteirern-Festival gibt es seit 2002 - die RosaLila PantherInnen sind bereits seit 1991 Teil der steirischen Gesellschaft. Wir sind somit ebenso Tradition und Kultur in der Steiermark. Seit über drei Jahrzehnten setzen wir uns für Sichtbarkeit, Vielfalt und ein respektvolles Miteinander ein."

Queere Menschen in Lederhose & Dirndl

Umso unverständlicher sei es für den Verein, "dass schwule, lesbische oder andere queere Menschen offenbar nicht Teil der steirischen Volkskultur sein sollen". Es gehe darum zu zeigen, dass "die steirische Kultur bunt, vielfältig und offen ist - und dass auch queere Menschen selbstverständlich Lederhose und Dirndl tragen, Volksmusik hören, Bratlfettnbrot essen und Brauchtum leben."

Brauchtum für alle

Genau das war geplant: Eine Hütte, wo natürlich Lederhose und Dirndl getragen wird, und österreichisches Bratlfettnbrot, Lebkuchenherzen, Bier, Wein und Liköre verkauft werden. "Unser Stand wäre in die Handwerksmeile eingebettet gewesen. Eigene Musik war nicht vorgesehen, da wir uns bewusst ins bestehende Programm einfügen wollten", so Niedermayer. "Volkskultur lebt nicht von Ausschluss, sondern von Teilhabe, Vielfalt und Gemeinschaft. Unser Stand wäre ein Symbol dafür gewesen, dass Brauchtum von allen und für alle Menschen in der Steiermark da ist."

Tanzende Frauen im Dirndl

Dirndl und Lederhose als Pflichtprogramm.

175.000 Besucherinnen und Besucher werden am zweiten Septemberwochenende beim größten Volkskulturfest der Steiermark erwartet. Von 12. bis 14. September wird die gesamte Grazer Innenstadt zur Bühne. Nach einer unwetterbedingten Pause im Vorjahr ist die Landeshauptstadt heuer zum 24. Mal Schauplatz für Musik, Tanz, Handwerk und Kulinarik.

Neue Schauplätze

Am Jakominiplatz wartet ein neues kulinarisches Schmankerl: Im "Steingarten"-Innenhof geht ein Biergarten in die Proberunde. Ab Anfang 2026 sollen täglich Speisen und Getränke angeboten werden. Am "Aufsteirern"-Wochenende warten Livemusik und alles von der Kaffeelounge bis zur Weinbank. Neben dem Innenhof zählen auch zwei Grazer Straßen zu den neuen Schauplätzen des Volksfests. In der Landhausgasse werden steirische Spezialitäten angeboten. In der Jungferngasse präsentiert die steirische Jägerschaft ihre wilde Kulinarik und einen Selfie-Hochsitz.

Insgesamt rund 900 Musikerinnen und Musiker, 350 Tänzer und 200 Ausstellerinnen werden am Samstag und Sonntag 17 Grazer Plätze, Straßenzüge und Höfe bespielen. Erstmals wird das gesamte "Aufsteirern"-Gebiet zur "SafeNow"-Zone. In dem fünf Hektar großen Areal kann in der kostenlosen App "SafeNow" Hilfe gerufen werden. Bei Kreislaufproblemen, Konflikten oder wenn Kinder verloren gehen, sind so in kürzester Zeit Einsatzkräfte am Standort der Betroffenen.

Kommentare