Attentatsserie gegen Zeugen Jehovas: 55-Jähriger angeklagt

Die Sprengkraft der an Autos angebrachten Bomben war teils enorm. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt oder getötet.
Es grenzt an ein Wunder, dass bei einer Reihe von Bombenanschlägen in der Steiermark von 2023 bis 2024 nicht ein einziger Mensch verletzt wurde. Das Ziel waren in allein drei Fällen Autos, die in Leibnitz, Kalsdorf und Premstätten vor Gotteshäusern der Zeugen Jehovas geparkt waren.
Die Anklage gegen den 55-jährigen mutmaßlichen Bombenbauer ist jetzt fertig, wie die Staatsanwaltschaft Graz bestätigt. Vorgeworfen werden dem bis dahin unbescholtenen IT-Techniker terroristische Straftaten. Zudem geht es um mehr als zehnfachen Mordversuch.
Dass es bei den Versuchen blieb, dürfte im Nachhinein reines Glück gewesen sein. Am Höhepunkt der Attentatsserie sagte ein Polizeisprecher dem KURIER: „Wir gehen von einem Serientäter aus, der einen enormen Hass gegen die Glaubensgemeinschaft empfindet.“
Wie die Reste ausgebrannter Autos zeigen, war die Zerstörungskraft der platzierten Sprengsätze enorm (siehe das Foto oben). Die Polizei jagte das Phantom am Ende mit der 20-köpfigen Sonderermittlungsgruppe „Michael“ – benannt nach dem Erzengel.

Die Bomben wurden mit jedem Anschlag professioneller. Die Polizei musste stets großräumig abriegeln
Im Mai des Vorjahres, nach neun Monaten Polizeiarbeit, schließlich das Aufatmen: Ein 55-jähriger Steirer wurde an seinem Arbeitsplatz gefasst. Der Verdacht, dass dieser für alle Vorfälle verantwortlich sein könnte, erhärtete sich. Dass das Ziel die Glaubensgemeinschaft war, damit lagen die Kriminalisten nur bedingt richtig.
Ex-Frau sollte sterben
Nach der Festnahme stellte sich heraus, dass das Motiv für den Bau der meisten Sprengsätze – nicht alle gingen hoch – Ablenkungsmanöver gewesen seien dürften. Das eigentliche Ziel war laut aktuellem Ermittlungsstand die Ex-Frau des Beschuldigten, mit der er Jahre einen Sorgerechtsstreit geführt haben soll. Die Frau ist Mitglied der Zeugen Jehovas, der Verdächtige gehörte der Glaubensgemeinschaft einst an.
Auch an ihrem Wagen hatte er im Mai 2024 eine Bombe platziert. Diese detonierte nicht und wurde Tage nach der Festnahme hinter einer Autoverkleidung sichergestellt. „Die Bomben richteten sich nicht gegen die Glaubensgemeinschaft, sondern hatten ein persönliches Motiv – den Tod seiner Frau“, erklärte damals Verfassungsschützer Rupert Meixner.
Einweisung?
Mit der nun vorliegenden Anklage wurde eine Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum beantragt. Über die Details der Vorwürfe darf bis zur Rechtskraft der Anklage – der Verteidiger des Verdächtigen kann noch Einspruch erheben – keine Auskunft erteilt werden.
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